Volltext: Ein Volk in Waffen

Erstes Kapitel. 
Bord der Fähre gefahren, die des Königs Namen trägt. Kein schwedischer 
Personenwagen wird in Kriegszelten auf die deutschen Bahnen über¬ 
geführt, und Deutschland schickt die seinen nicht nach Schweden. 
Die Sonne ist durch die Wolken gedrungen, aber allmählich 
schwinden Trelleborg und die schwedische Küste im Nebel vom Rand des 
Horizonts. Von Südwesten weht frischer Wind, die Ostsee geht in 
, schaumgekrönten Wogen, und die Führe steuert durch ihre 
eilende Schar der deutschen Küste zu. Kein einziges Fahrzeug ist in 
Sehweite, kein Kreuzer, kein Kanonen- oder Torpedoboot, keiner jener 
Windhunde des Meeres, die verdächtige Segler aufspüren und anhalten. 
Noch ist hier gesichertes Fahrwasser. 
In Saßnitz betreten wir deutschen Boden, der ehedem schwedisch war. 
Alles ist wie sonst. Die Spannung des Reisenden war ganz unnütz. 
Außer einem einsamen Landsturmmann mit dem Gewehr über der 
Schulter erinnert nichts an den Krieg. Bei der Landung werden unsere 
Pässe visiert und unsere Handtaschen im Zollhaus untersucht. Alles 
geht ruhig und besonnen seinen Gang. Die deutschen Bahn- und Zoll¬ 
beamten begegnen uns mit aller nur wünschenswerten Höflichkeit und 
sehen gemütlich aus in ihren neuen, bunten Uniformen. 
Der Zug beschreibt seinen Bogen über Rügen nach Altefähr, und 
wird auf seiner Fähre aufs Festland überführt. Dort erheben die alt¬ 
ehrwürdigen Kirchen ihre Türme über die alte Stadt Stralsund, in 
deren Bahnhof wir einige Zeit verweilen. Alles ist wie früher, keine 
keine Unruhe. Als sich aber der Zug eben wieder in Bewegung 
setzt, erscheint eine kleine Schar Landsturmleute, die, ihr Gepäck in 
unterm Arm, über den Bahnsteig stürmen und im letzten 
Wagen Platz nehmen. Sie sollen noch nicht an die Front, denn schon 
in Greifswald steigen sie aus. Ein Wirrwarr von roten Dächern, 
umgeben von üppigstem Spätsommergrün, und eine Anzahl Kirchen, die 
ihre Türme in die Luft recken — das ist alles, was wir von der alten 
Universitätsstadt sehen. Nichts Ungewöhnliches ist zu beobachten. 
„Zeitungen", „Bier gefällig", rufen die Jungen auf dem Bahnsteig, 
und nach frischen Nachrichten begierig kaust man von dem einen Jungen 
eine Zeitung und von dem andern ein Glas gutes dunkles Bier, um 
den Durst zu löschen.
	        
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