Volltext: Die Schlacht bei Lodz [19]

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worden. Er selbst war gefallen, sein bewährter Generalstabsoffi- 
zier verwundet. Die Gefechtsstärken schienen infolge großer Ver- 
luste gering zu sein, Reserven zur Zeit nicht verfügbar. An und 
südlich des Bahndammes lag man den Russen völlig verstrickt 
gegenüber. Ob es den Kavallerie-Divisionen gelingen würde, den 
Gegner in Rücken und Flanke auch weiterhin abzuhalten, blieb 
zweifelhaft. Aus Richtung Skierniewice sollten neue feindliche 
Kräfte im Vorgehen sein. Von der 3. Garde-Division lagen noch 
immer keine Meldungen vor. Von der 30. Reserve-Division wußte 
man, daß sie alle Angriffe des Feindes erfolgreich abgewiesen 
hatte. Der Angriff mußte am nächsten Tage fortgesetzt werden. 
Mißlang er, so mußte das Korps sich wegen Munitionsmangels 
im Draufgehen mit dem Bajonett verbluten. Aber der Kommandie¬ 
rende General und seine verantwortlichen Ratgeber hatten das 
felsenfeste Vertrauen, daß der Durchbruch glücken würde und zwar 
mit dem ganzen Korps und unter Mitnahme aller Fahrzeuge 
und der darauf vor Schmerz, Sorge und Kälte bebenden Verwun- 
deten, sowie aller Gefangener. General v. Scheffer kannte seine 
Truppen. In diesem Sinne wurde im Korpshauptquartier Ehrusty 
Stare um 8.43 abends der Befehl für den nächsten Tag ausgegeben: 
„Angriff wird fortgesetzt. Eisenbahn ist 6 Uhr vormittags zu über-- 
schreiten. Es greifen an: 30. Reserve-Division scharf rechts um- 
fassend Richtung östlich Brzeziny, 49. Reserve-Division auf Brze¬ 
ziny, 3. Garde-Infanterie-Division Richtung westlich Brzeziny." 
Im übrigen ließ der Befehl den Angehörigen des Korps keinen 
Zweifel darüber, daß die Losung für den 24. nur sein durfte: „Sieg 
oder Tod." 
Es war in der Dunkelheit schwer, den Korpsbefehl auf den ge- 
frorenen und zum Teil mit Fahrzeugen verstopften Wegen durch- 
zubringen, noch schwerer für die Divisionen, ihn bis zu den ver- 
streuten Truppenteilen gelangen zu lassen. Aber es glückte. Nur 
der dritte Generalstabsoffizier des Korps, Hauptmann v. Poncet, 
versuchte im heftigsten Schrapnell- und Maschinengewehr-Feuer 
vergeblich, über „zu" Galkow die 3. Garde-Infanterie-Division 
aufzufinden. Auch weitere Bemühungen der 49. Reserve-Division, 
die zuletzt eine ganze Schwadron in Richtung „zu" Galkow ent¬
	        
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