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drei Divisionen die gesamte Infanterie in unmittelbarer Gefechts-
l-erührung mit dem Feinde lag. Ob ein unbemerktes Loslösen
gelingen würde, war zweifelhaft. Drängte der Gegner nach, be-
sonders von Süden her, so war der Abmarsch, der in der Haupt-
sache auf der einen, über Karpin führenden Straße erfolgen mußte,
aufs äußerste gefährdet. Bereits am 22. nachmittags hatte die
Chaussee zwischen Brojce und Karpin zeitweise unter feindlichem
Artilleriefeuer aus Richtung Dalkow gelegen. Zweifelhaft wai
es auch, ob man die Abergänge über die Miazga überhaupt noch
frei finden würde, handelte der von Bendkow östlich der Miazga
im Vormarsch nach Norden gemeldete Feind im Sinne der Ge-
samtlage, so mußte er noch in der Nacht mit allen Mitteln ver-
suchen, den Abergang bei Karpin nach Osten zu sperren. Die Vor-
gänge, die sich am Nachmittage bei Bedon gegen den Rücken
der 72. Brigade abgespielt hatten, wobei der am 20. von der
6. Garde-Brigade gestürmte Miazgaübergang den Russen preis-
gegeben werden mußte, ließen diese Annahme als gerechtfertigt
erscheinen. Günstigstenfalls konnten die Hauptteile der Garde noch
den zwischen Karpin und Bedon gelegenen Abergang südöstlich
Bukowiec benutzen; die Masse des Reserve-Korps war aber auf die
Brücke von Karpin angewiesen. Von dem sicheren Besitze dieser Brücke
hing also der Ausgang des nächsten Tages ab. Zu ihrer Sicherung
war früher eine Schwadron des Husaren-Regiments Nr. 13 und
die 8. Kompagnie des Garde-Füsilier-Regiments zurückgelassen
worden; sie hatten neben der Straßenbrücke noch eine zweite Brücke
erbaut. Es war der Infanterie gelungen, einen russischen Flieger
herabzuschießen, der tief geflogen war, um die Besatzung der Brücke
genau zu erkennen. Außer der fechtenden Truppe mußten die Lebens-
mittel- und Futterwagen der beiden Reserve-Divisionen, eine aus
vielen hundert Fahrzeugen bestehende Kolonne mit Verwundeten,
die Gefangenen der letzten Tage, die Muuitionskolonnen und dis
große Bagage der Garde und der beiden Kavallerie-Divisionen
sowie die Gefechtsstaffel des Korps *) den Karpiner Abergang be-
*) Seine übrigen Kolonnen und Trains hatte das Korps nach Überschreiten
der Bznra bei Piontek belassen. Der Führer dieser Kauptstaffel hatte sie in
selbständigem Entschluß von hier ü&r Strykow nachführen wollen, war aber.