62
Armeeoberkommandos eintraf: „Neuer Feind angreift XX. Korps
über Brzeziuy und Strykow. XXV. Referve-Korps löst sich bei
Dunkelheit vom Feinde und rückt hinter Miazga-Abschnitt. Mor-
gen Angriff Brzeziny zur Entlastung XX. Korps und Wieder-
gewinnung eigener rückwärtiger Verbindungen. 3. Garde-Division
mit Teilen 41. Division deckt Abzug. £). K. K. 1 ist freizumachen
und rückt in Gegend Bendkow zur völligen Unterbrechung rnssi-
scher Zufuhr über Piotrkow—Wolborz."
Der Gedanke an einen Durchbruch nach Norden war hiernach
aufzugeben. Gleichwohl bat der Kommandeur der 3. Garde-Divi-
sion den Kommandierenden General durch Fernsprecher, es doch
bei der vorher von ihm angeregten Durchbruchsrichtung nach Nor-
den zu belassen, da von Hohensalza aus die Lage nicht so genau
übersehen werden könnte, man sich ja auch bei dem nun befohlenen
Rückzüge durchschlagen müßte und hierbei von dem von Lodz sol-
genden Gegner im Rücken bedroht wäre. Der Durchbruch nach
Norden würde den Truppen nach den vorangegangenen Kämpfen
als ein Vorwärts erscheinen, die befohlene Operation aber als ein
Rückzug und als Preisgabe des mit schweren Opfern heldenhaft
erkämpften Bodens. Doch General v. Scheffer entschied dem
Armeebefehl entsprechend.
Trotz der immer klarer werdenden kritischen Lage hatte General
v. Scheffer an dem Entschlüsse zum Angriff auf Lodz mit bewun--
dernswerter Zähigkeit und Nervenkraft bisher festgehalten. Von
dem entscheidenden Eingreifen des XXV. Reserve-Korps hatte ja
das Armeeoberkommando den Sieg bei Lodz erwartet. Trotz der
schließlich so verhängnisvoll gewordenen Lage hat General
v. Scheffer den Befehl zum Abmärsche erst gegeben, als das Ober-
kommando ihn anordnete. Die Größe der Gefahr konnte nur in
seinem Stabe übersehen werden. Man war sich klar, daß man
ganz auf sich allein gestellt war) man war von allen Seiten ein-
geschlossen. Der eiserne Ring mußte durchbrochen werden! Die
Durchbruchsrichtung hatte der Funkenbefehl des Oberkommandos
gewiesen.
Bei Ausführung dieses Befehls waren aber erhebliche Schwierig-
keiten zu überwinden. Die hauptsächlichste lag darin, daß bei allen