Volltext: Gorlice-Tarnow [21]

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von Biecz über Libusza auf Kobylanka gemeldet. Der Komman¬ 
deur des Reserve-Irlfanterie-.Regiments Nr. 46, Oberst Matthiaß, 
übernahm mit drei Bataillonen der Divisions-Reserve den Flanken« 
schuh der Truppen des Generalmajors v. Suter. Aber der Russs 
kam ßu spät; die feindlichen Stellungen waren längst in unserer 
Hand; der tapfere Verteidiger hatte bereits die Waffen strecken 
müssen. Artillerie und Infanterie erwarteten gespannt das Auf« 
treten des neuen Gegners. Bei klarem Wetter war das feind¬ 
liche Hintergelände gut einzusehen; außerdem wurde die Kolonne 
dauernd von unseren Fliegern überwacht, die entsprechende Mel¬ 
dungen erstatteten. Endlich gegen 4 Ahr nachmittags taucht die 
Marschkolonne aus Kobylanka heraus auf. Auf unserer Seite 
scheint das Schlachtfeld wie ausgestorben. Man läßt den Feind 
noch näher heran, dann bricht der Orkan los. Von allen Seiten 
wird die Kolonne mit Artilleriefeuer überschüttet, so daß sie schleu¬ 
nigst kehrt macht. Die Brigade sah man an diesem Tage nicht wieder. 
Im Nachstoße wurde noch Gelände gewonnen, bis man auf den 
Höhen südlich Kryg und westlich Kobylanka auf frischen feind¬ 
lichen Widerstand traf. Nach neuer Artillerievorbereitung wurde 
gegen Abend nochmals zum Sturm geschritten, und nach sieg¬ 
reicher Durchführung desselben auf den Kuppen südlich Kryg, 
südlich Kobylanka und am Fuße der Höhe 323 nordöstlich Gorlice 
zur Ruhe übergegangen. 
Seit Nachmittag zog eine dicke, undurchdringliche, schwarze 
Rauchwolke von Gorlice her über das Gefechtsfeld. Die Tanks 
einer Naphta-Fabrik waren in Brand geraten, entweder durch 
Artilleriefeuer oder durch Brandstiftung der Russen. Noch wäh¬ 
rend der ganzen Nacht loderten die Hellen Flammen haushoch 
gen Himmel, während der schwarze Qualm die Sterne verdüsterte. 
Ein eigenartiger, unvergeßlicher» schaurig schöner Anblick! Gor- 
lice selbst war schon in den vorhergehenden Kämpfen stark zu¬ 
sammengeschossen worden; jetzt war es nur noch ein Trümmer¬ 
haufen. Trotzdem hatten Hunderte von Bewohnern, meist Kaftan- 
juden mit ihren Familien, in den Kellern während des Wirkungs¬ 
schießens unserer Artillerie ausgehalten. Die ländliche Bevölke¬ 
rung schien gegen die Schrecken des Krieges gefeit zu sein; man
	        
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