Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Ernst v. Eisenhart Rothe 
Leider erfolgte deutscherseits der von den Franzosen mit Angst gefürchtete Vor¬ 
stoß nicht. Einmal war die Katastrophe des französischen Heeres der deutschen Obersten 
Heeresleitung erst zu spät bekannt geworden, sie blieb 
„eins der wenigen wohlbehüteten Geheimnisse des Krieges", 
andererseits forderte die am 7. Juni beginnende russische Offensive, die sogenannte 
Rerenskioffensive, bei Smorgon und in Galizien unsere Aufmerksamkeit und die Ent¬ 
sendung von starken Reserven nach dem Osten, vor allem aber nahm der am gleichen 
Tage einsetzende äußerst starke Angriff der Engländer in Flandern, der unsere dortige 
U-Boots-Basis zum Ziel hatte, die deutschen Kräfte voll und ganz in Anspruch. So 
fehlte es uns auch hier wieder, wie so oft im Weltkriege, an Truppen und Material, um 
alle gegebenen Möglichkeiten auszunutzen,- unsere vecke war eben immer zu kurz. 
Mit großer Energie wußte die französische Regierung, ganz besonders der neue 
Gberstkommandierende, General petain, der nach seinen eigenen Worten noch nie 
„so niederdrückende Stunden" wie jetzt erlebt hatte, die Meuterei im Heere nieder¬ 
zuschlagen. Rücksichtslos wurde durchgegriffen, 150 Todesstrafen verhängt, wenn 
auch nur 23 tatsächlich vollzogen. Auch die von petain persönlich vorgenommene Be¬ 
lehrung der Truppe verfehlte ihre Wirkung nicht. So gelang es bis zum Anfang 
Zuli, die Ordnung wiederherzustellen und die Regimenter verwendungsbereit zu 
machen. Die Krisis wurde überwunden, die Katastrophe, die schon vor der Tür stand, 
vermieden. Durch die bittere Erfahrung belehrt, beschloß General Petain, abgesehen 
von einzelnen Teilangrisfen, sich aus die reine Defensive zu beschränken, bis die 
Amerikaner kämen. 
Die italienische Katastrophe 1917 
Zn II Zsonzoschlachten war es der stark überlegenen italienischen Armee bis zum 
August 1917 zwar gelungen, an einigen Stellen etwas Gelände zu gewinnen, einige 
Bergs zu erstürmen und die heißersehnte Stadt Goer; zu erobern, ihr eigentliches 
Ziel aber, nach Triest durchzubrechen und die österreichisch-ungarische Stellung zu um¬ 
fassen und aufzurollen, hatte sie nicht zu erreichen vermocht. Einer 12. Schlacht am 
Zsonzo schien nun aber doch die österreichisch-ungarische Armee nach Auffassung ihrer 
Heeresleitung nicht mehr gewachsen zu sein. Sie regte daher bei der deutschen den 
Plan an, unter starker deutscher Unterstützung aus der zermürbenden Vefensive zum 
erfrischenden Gegenstoß überzugehen, der die Front entlasten und den Feind aus dem 
Gebirge, vielleicht sogar hinter den Tagliamento werfen würde. Trotz der gewaltigen, 
gerade damals tobenden 100tägigen Flandernschlacht stimmte die deutsche Oberste 
Heeresleitung unter Berücksichtigung der stark bedrohten Lage des Bundesgenossen 
diesem Plan zu und entsandte außer zahlreicher schwerer Artillerie sieben Vivisionen 
zur Hilfe. Aus diesen und 6 österreichisch-ungarischen Vivisionen wurde die 14. Armee 
unter dem Oberbefehl des Generals Otto von Below gebildet und am unteren Zsonzo 
bei Flitsch-Tolmein bereitgestellt. Zhr fiel die Aufgabe zu, die italienischen Stellungen 
zu durchbrechen, während rechts die österreichisch-ungarische 10. Armee — in 
den Rarnischen Alpen — und links die österreichisch-ungarische 1. und 2. Zsonzo- 
Armee sich dem Angriff anschließen und möglichst starke feindliche Kräfte binden 
sollten. Am 24. Oktober morgens setzte der Angriff der 14. Armee ein und endete 
schon am 27. Oktober mit einem der glänzendsten Siege des Weltkrieges. Was
	        
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