Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

40 Ernst v. Eisenhart Rothe 
im englischen Volk äußerst niederdrückend, bis zum 5chluß des Krieges beeinflußte er 
die englische Heeresleitung so stark, daß sie mindestens 300000 Mann als Schutz der 
Insel gegen eine deutsche Landung für notwendig hielt. Oer Nimbus der Unbesieg¬ 
barkeit, den seit Nelsons Zeiten Englands Flotte beanspruchte, und den schon die 
schwere Niederlage von Gallipoli stark erschüttert hatte, war nun endgültig dahin. 
Uber noch eine weitere große Enttäuschung brachte das Jahr 1916 der Entente: 
Den Zusammenbruch des rumänischen Heeres 
Am 27. Nugust 1916 hatte Rumänien an Österreich-Ungarn den Krieg erklärt, 
und schon am 6. Dezember desselben Jahres rückten deutsche Truppen in Bukarest, 
der Hauptstadt Rumäniens, ein. Trotzdem Rußland durch eine große Entlastungs¬ 
offensive unter der Kühlung des Generals Brussilow, die anfänglich gegen die öster¬ 
reichisch-ungarischen Truppen auch große Erfolge errang, dem neuen Bundesgenossen 
zu helfen suchte, und trotz eines Vorstoßes der bei Saloniki gelandeten französisch¬ 
englischen Grientarmee, die man auf eine Stärke von 400000 Mann gebracht hatte, 
wurden die Rumänen von den unter deutscher Führung vereinigten Truppen der zu¬ 
nächst völlig überraschten Mittelmächte in einer Reihe blutiger Schlachten aufs Haupt 
geschlagen und zum Rückzüge weit über ihre Hauptstadt hinaus gezwungen. Schon 
Anfang Januar 1917 war der rumänische Feldzug, aus den die Entente, anscheinend 
mit Recht, die größten Hoffnungen gesetzt hatte, beendet, das rumänische Heer völlig 
niedergebrochen. 
Bald folgte diesem Ereignis ein anderes, das noch viel bedeutungsvoller werden 
konnte: 
Der innere Zusammenbruch des französische« Heeres im Mai 1917 
Der schon erwähnte große Mißerfolg der Franzosen an der Somme hatte das 
Ansehen ihres seit der Marneschlacht fast vergötterten Gberstkommandierenden, des 
Generals Joffre, derart untergraben, daß er unter Ernennung zum Marschall seiner 
Stellung enthoben und durch den General Nivelle, der sich bei Verdun ausgezeichnet 
hatte, ersetzt wurde. Vieser beschloß für den März 1917 eine gewaltige Offensive in 
der Champagne, an der Aisne und bei Arras. Infolge der äußerst geschickten Rück¬ 
verlegung der deutschen Stellungen aus der Linie Arras-Soissons in die sogenannte 
„Siegsriedstellung", die im richtigen Augenblick und vom Feinde zunächst unbemerkt 
vor sich ging, wurde der französische Plan umgeworfen; der Angriff mußte bis in den 
April verschoben werden. General Nivelle äußerte sich trotzdem völlig siegessicher. 
Ganz Frankreich erwartete mit größter Spannung das Ergebnis, das den Durchbruch 
der deutschen Linien und die Befreiung des geheiligten Bodens Frankreichs von den 
Barbaren bringen mußte. Die Kriegserklärung der vereinigten Staaten von Amerika 
an Deutschland vom 6. April 1917, offiziell verkündet als Folge des von Deutschland 
angeordneten „uneingeschränkten" U-Boots-Krieges, in Wahrheit aber der Sorge 
entsprungen um die mit Sicherheit sonst zu befürchtende Endniederlage der von ihnen 
mit ungeheuren Geldmitteln und reichem Kriegsmaterial seit lange unterstützten, 
also tatsächlich mit ihnen geheim schon verbündeter Entente, hob naturgemäß die 
Siegesstimmung der letzteren ganz außerordentlich, wenn auch auf Truppensendungen 
von dorther selbstverständlich fürs erste noch nicht zu rechnen war. General Nivelle 
erklärte sich aber für stark genug, den entscheidenden Sieg mit den eigenen Kräften,
	        
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