Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Don Chauvinismus, Kriegsschuld und deutscher Negierungspolitik 
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„Die Deutschen sind er, welche als erste die giftigen Gase benutzt haben, trotz der fürchter¬ 
lichen Leiden, die sich daraus ergeben mutzten. Sie sind es, welche mit den Bombardements 
durch Flieger und der Leschietzung von Städten auf weite Entfernung ohne militärische 
Gründe den Anfang gemacht haben, mit dem alleinigen Ziel vor klugen, die seelische wider- 
standskraft ihrer Gegner, dadurch dah sie Frauen und Rinder trafen, zu vermindern... 
Sie sind es, die mit brutaler Roheit Tausende von Männern und Frauen und Rindern nach 
fremden Ländern in die Sklaverei verschleppt haben. Sie sind es, die sich hinsichtlich der 
Kriegsgefangenen, welche sie gemacht hatten, eine barbarische Behandlung erlaubt haben, 
vor welcher die Dölker unterster Rulturstufe zurückgeschreckt wären.. 
Km:;, ungefähr alle fügen der Raemaekers-Karikaturen geben sich in der Antwort 
und Mantelnote vom l6. Juni 1919 ein vergnügtes Stelldichein. Aber hinter dieser 
Note standen die Feindbundregierungen, und hinter den Feindbundregierungen die 
Feindbundvölker. Man wird dem Versailler Diktat nur gerecht, wenn man es als die 
größte demokratische Tat der Weltgeschichte ernennt; als den verkörperten Volks¬ 
willen so gut wie sämtlicher irgend bedeutender Demokratien der Erde. Die chauvi¬ 
nistische Drgie von Roheit, Gemeinheit, Verleumdung und schmutziger Habgier, die 
sich in der Kriegspolitik wie im Frieden des Feindbundes austobte, ist nichts anderes 
als das getreue Spiegelbild des wollens und Denkens der führenden Feindbund- 
völker im Weltkrieg. 
Diesem Bilde entsprachen auch die amtlichen und halbamtlichen Berichte undkund- 
gebungen des Feindbundes, die das Versailler Diktat vorbereiteten oder ergänzten. 
Eine amtliche Kommission arbeitete in Paris Anfang 1919 als Material für die Frie¬ 
denskonferenz einen „Rapport presente a la Conference de paix“ aus, dies Doku¬ 
ment hat dem Versailler Diktat zur Grundlage gedient. Dieser Rapport berichtet u. a., 
„daß an einem unbestimmten Tage über rumänische Städte, besonders Bukarest, von 
feindlichen Fliegern vergiftete Früchte, Schokolade und Bonbons, sowie tödliche Mikroben 
enthaltende Fläschchen und Rinderspielzeuge abgeworfen wurden." (Anhang I, Nr. 27.) 
Oer Feindbund veröffentlichte die Liste der angeblichen deutschen Kriegsver¬ 
brecher, die ausgeliefert werden sollten, und gab bei jedem sein angebliches ver¬ 
brechen an,' es findet sich da, unter anderem Blödsinn, auch die Behauptung, die 
Deutschen hätten absichtlich unter den Kriegsgefangenen furchtbare Seuchen ver¬ 
breitet und, um eine gründliche Infizierung zu sichern, die Kriegsgefangenen ver¬ 
schiedener Nationen miteinander vermischt. — 
Das abschließende Wort über den Versailler Frieden und die ihm vorausgehenden 
Beratungen hat Präsident Wilson nach dem Friedensschluß in Amerika gesprochen: 
„Der Dersailler Rongretz hat eine neue lDelt von Schönheit und Ordnung geschaffen. 
Gin Glanz von tiefem Derständnis menschlicher Angelegenheiten strahlte über den Beratungen 
der Dersammlung, wie niemals vorher über den Beratungen irgendeiner anderen Ronferenz 
der Weltgeschichte." 
Lei den Zentralmächten 
waren die deutschen Regierungen der Kriegszeit chauvinistisch? wahrlich nicht. 
Sie haben vor dem Krieg wie im Kriege vertraut auf die Verständigungsbereitschaft 
der Feindbundstaaten, auf gütlichen Ausgleich, Versöhnung und Harmonie. 
Einige Tatsachen: Frühjahr 1914 erschien eine ausführliche Schrift aus der Feder 
des Geheimen Legationsrats Riezler, des politischen Adjutanten des Reichskanzlers 
v. Bethmann Hollweg: „Grundzüge der Weltpolitik." Er legt die politischen Grund- 
anschauungen der amtlichen Regierungspolitik dar und verkündet u. a.:
	        
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