Don Chauvinismus, Kriegsschuld und deutscher Regierungrpolitik
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gerechtfertigt dazustehen. Jeder neue Versklavungswunsch auf Seite des Feindbundes
forderte drei neue Greuelmärchen zur seelischen Entlastung der Feindbundvölker.
von der Niedertracht, der Ausdauer, der Widerlichkeit dieser Verleumdungs¬
orgien macht sich keiner einen Begriff, der sie nicht selbst in den Quellen verfolgt hat.
Selbst die ausgezeichneten Bücher von Avenarius wie „Vas Bild als Verleumder" und
.Vas Bild als Narr" geben nur einen kleinen Ausschnitt aus dem ganzen Höllenbild.
Lin Beispiel: vor mir liegt ein dickes, wunderschön ausgestattetes Buch von
riesigem Format, eine Auswahl aus den Rriegskarikaturen des Holländers Raemaekers
von 1914—1917; veröffentlicht 1917 in New Port. Raemaekers war der Zeichner
des Feindbundes; seine deutschfeindlichen Hetzbilder erschienen in Zeitungen und
Zeitschriften aller Länder und Sprachen, aus billigstem Schundpapier und in teuren
Luxusdrucken, mit Vorliebe aber als Postkarten. Wo gegen Deutschland gehetzt wurde,
da tauchten massenhaft die Raemaekers-Lilder auf.
Und diese Raemaekers-Llätter umfassen eine lange Reihe schmutziger Lustmörder¬
phantasien, Gehirnexzesse eines bedauernswerten seelischen Rrüppels, dem die Wirk¬
lichkeit anscheinend keine hinreichende Gelegenheit bot, seine krankhaften Neigungen
auszutoben. (Siehe Bild 228—230, 232.) Zu der New Parker Sammlung der
Raemaekers-Machwerke hat h. Asquith, 1908—16 Premierminister von England,
Freund und Vertrauensmann des deutschen Botschafters in London Fürst Lichnowskg,
folgende empfehlende Einleitung geschrieben:
„Das machtvolle Werk Raemaekers' gibt der Drohung, welche die Alliierten von
der Freiheit, der Zivilisation und der Menschheit der Zukunft abwenden, Gestalt und
Farbe. Es zeigt unsere Feinde, wie sie dem unvoreingenommenen Auge eines
Neutralen*) erscheinen; und wo auch immer seine Bilder gesehen werden, wird
die Entschlossenheit gestärkt werden, kein Ende des Rrieges zu dulden als die end¬
gültige Niederwerfung der preußischen Militärmacht."
prominente englische Intellektuelle begleiten jede einzelne Raemaekers-Zeichnung
mit ausführlichen und begeisterten Zustimmungserklärungen; darunter der Dekan
von St. Paul, G. K. Chesterton, hillaire Belloc, Lernard vaughan S. I., horace
Ansleg vachell, Alice Megnell; nicht wenige Persönlichkeiten darunter, die ihre
Frömmigkeit oft und gern hervorheben oder sehr stolz sind auf ihren kritischen Scharf¬
blick (;. L. G. R. Chesterton). Reiner zeigt auch nur einen Funken von Rritik, keinen
kommt ein Ekel an vor dieser parfümierten Salon-Pornographie.
Wir Deutschen sind Scheusale, seelisch halb Gorillas, halb Schweine; jeder denkbare
Zug von Roheit, Stumpfheit, Häßlichkeit, Feigheit und Niedertracht prägt sich aus
in unseren Gesichtern. Unsere Lieblingsfreuden sind:
1. Rinder aufzuspießen oder ihnen die Hände abzuschneiden.
2. Frauen und Rinder zu vergewaltigen.
3. Häuser zu plündern, zu beschmutzen, zu demolieren oder niederzubrennen;
noch lieber tun wir das gleiche mit Rüchen.
4. Zivilisten jedes Alters und Geschlechts aus purer Mordlust niederzuknallen.
5. Gefangene und sonstige Wehrlose zu foltern.
6. Runstwerke niederzubrennen, zusammenzuschießen, zu demolieren.
Alles, was wir sagen, ist erlogen. Ehre, Gewissen, Schamgefühl kennen wir nicht,
geschweige denn Wohlwollen, Mitleid oder Frömmigkeit. Unsere angebliche Religion
*) Sperrdruck hier und in den folgenden Zitaten vom Derfasser des Aufsatzes.