Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Vom Geist der deutschen Kriegsmarine 
Von Kapitän zur See <t. D. Hugo v. Wal-eyer-Hartz 
Al- Kaiser Wilhelm II. zur Regierung gekommen war, dauerte es nicht lange, 
daß aus dem Stiefkind „deutsche Klotte" der erklärte Liebling des Volkes wurde. Oer 
Kaiser setzte sich persönlich für sie ein, durch sein Beispiel führte er das deutsche Volk 
aufs Wasser, er erweckte in Wahrheit den schlummernden Hansegeist in uns. Zu 
einer Zeit, wo England sich noch immer auf den Lorbeeren von Trafalgar ausruhte, 
wo in Krankreich das heil militärischer Seegeltung in Vorbereitungen für einen 
schwächlichen Kreuzerkrieg im Sinne der sogenannten jeune scole des Admirals Rübe 
erblickt wurde, zu einer Zeit schließlich, wo die amerikanische Marine sich weder auf 
das Kahren im verbände noch auf kriegsmäßige Schießübungen verstand, sondern 
lediglich eine „Sportmarine" mit sehr unzuverlässigen Bemannungsverhältnissen dar¬ 
stellte, da war in der deutschen Klotte bereits ein Geist lebendig, der an militärischem 
wert seinesgleichen suchte. Und dieser Geist ist der Marine treu geblieben bis tief 
in den Krieg hinein. Darüber kann ernsthaft überhaupt nicht gestritten werden. 
wie hoch man uns im Lager unseres Hauptgegners einschätzte, sei aus englischen 
Quellen belegt. Zn seinem Bericht über die Skagerrakschlacht hat der britische Klotten¬ 
chef, Admiral Zellicoe, unter anderem folgendes geschrieben: „Das beunruhigende 
Ergebnis des Schlachtkreuzerkampfes ist die Tatsache, daß fünf deutsche Schlacht¬ 
kreuzer im Gefecht gegen sechs britische Schiffe, die außerdem nach den ersten zwanzig 
Minuten, wenn auch auf große Entfernungen, durch das Keuer von Linienschiffen 
der »Queen Elizabeth'-Klasse unterstützt wurden, dennoch in der Lage waren,,Queen 
Marg' und .Zndefatigable* zu versenken. Vas Schießen der deutschen Schlachtkreuzer 
stand in den ersten Abschnitten der Schlacht auf einer sehr hohen Stufe. Sie scheinen 
ihr Ziel fast in jedem Kalle innerhalb weniger als zwei oder drei Minuten nach 
Keuereröffriung erfaßt und Treffer erreicht zu haben, und das auf die sehr große 
Entfernung von 165 tim." Und an anderer Stelle heißt es: „Es ist ganz klar, daß 
alle deutschen Schiffe eine weit größere Geschwindigkeit besitzen als die, für welche 
sie nominell gebaut sind." Man wende nicht ein, diese Lobsprüche beträfen technische 
Kragen, wer so urteilt, begeht den weit verbreiteten Kehler, die Technik über den 
Menschen zu stellen,' er übersieht, daß es Geisteskraft und Willensenergie sind, die 
die Technik beleben, und daß auch heute noch, genau wie früher, letzten Endes die 
Entscheidung beim Menschen steht, was hätten die besten Kruppschen Geschütze und 
die vortrefflichsten Lntfernungsmeßgeräte und Keuerleitungsapparate zu bedeuten 
gehabt, wenn ihre werte nicht vom Menschen geweckt worden wären! wie wäre es 
möglich gewesen, die Probefahrtergebnisse unserer Schiffe während der Skagerrak¬ 
schlacht noch zu übertreffen, wenn nicht der jüngste Heizer sein Bestes und Letztes 
an jenem Tage hergegeben hätte! Gerade diese Dinge sind ja bisher viel zu wenig
	        
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