Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Frontpropaganda bei Feind und Freund 
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Krieg erklärt habe. Und man möge zu den Gräben der Amerikaner herüberkommen, 
werde gut aufgenommen, gut ernährt und als braver Soldat geachtet (!). — 
Die größeren Fliegerzettel mit umfangreicherem Schrifttext bewegen sich in 
den tgpisch liberalistischen Gedankengängen ausgewanderter Demokraten von l848. 
Deutschland wird im preußischen Banne geschildert. Alle diese amerikanischen Propa¬ 
gandisten jüdischer Herkunft und deutscher Geburt wollten überhaupt Deutschland nur 
helfen, wollten sein Bestes! Aber vorher müsse es als Militärmacht zusammenbrechen. 
Eine weitere Spezialität dieser amerikanischen Frontpropaganda waren größere 
Fliegerzettel, die Reden des amerikanischen Präsidenten Wilson vor dem Senat und 
dem Kongreß enthielten. Die Propagandisten der „Friends of German Democracy“ 
in New l)ott mutmaßten, daß das billige Ethos dieser Präsidentenreden Eindruck 
auf die deutschen Soldaten mache, von einem bestimmten Augenblick traten die 
14 Punkte IDilsons in die Erscheinung. Oie Rechnung der artfremden Drahtzieher 
von Ivallstreet stimmte: eine Möglichkeit dämmerte in vielen deutschen Köpfen auf, 
mit Ehren aus diesem Krieg noch hervorgehen zu können! 
In diesem Salle hatte eine amerikanische Propagandaidee, wohl einem jüdischen 
Gehirn entsprungen, geradezu überwältigende, schicksalhafte Folgen, denn hier muß 
eingeschaltet werden, daß dann die englische Propaganda die starke Propaganda¬ 
möglichkeit der „14 Punkte" erkannte. Lin Trommelfeuer der Weltpresse, damit 
operierend, setzte ein, plötzlich kam aus der deutschen Presse der Heimat ein Echo, 
das immer stärker wurde. Ein 70-Millionen-volk begann an die 14 Punkte zu glauben, 
erbat in dieser trügerischen Hoffnung einen Waffenstillstand, um dann aus dieser 
Illusion rauh herauszustürzen! Oie Anfänge dieser politischen Fata Morgana gehen 
auf die amerikanische Frontpropaganda im Westen zurück. Letztere hat, spät auf den 
Plan getreten, keine große Tätigkeit entfaltet, aber es war ihr mit wenigem ein 
unheimlicher Erfolg beschieden. 
von der italienischen Frontpropaganda 
Die Italiener, im Kriege vom Unglück verfolgt, zeigten dem Feinde gegenüber 
keine große Aktivität in der Frontpropaganda,' sie sahen sich eher genötigt, den Ourch- 
haltewillen der eigenen Truppen zu stärken, weshalb zahlreiche Propagandaorgani¬ 
sationen im Hinterland die Etappe und Front mit anfeuernden Broschüren, die alle 
lateinisches Pathos aufwiesen, versorgten. In Perioden des Aufatmens wurde 
natürlich der Feind propagandistisch bearbeitet. Infolge des gebirgigen Terrains 
waren die Vertriebsmittel nicht nur Flugzeuge und Wurfgeschosse, sondern auch 
Patrouillen. Ferner wurden die Fliegerzettel nicht zerstreut abgeworfen, sondern in 
geschlossenen Paketen. Erst in den allerletzten Kriegsmonaten wurde die Propaganda 
rühriger, vergriff sich aber immer wieder im Pathos. Da heißt es beispielsweise in 
einem Auftuf an die Soldaten des österreichisch-ungarischen Heeres: 
„von jeher strahlte das Zivilisationslicht aus Italien durch die Jahrhunderte hin, wie 
aus einer ewig glühenden Sonne, lteinerwegs will Italien auf seine ruhmvollen Traditionen 
verzichten, um sich zum Range eines Varbarenvolkes herabzusetzen...!" 
Andere Fliegerzettel sind in Ungarisch, Tschechisch, Kroatisch, Slowakisch, Serbisch und 
Italienisch gehalten, manche enthalten kurze, stereotype Propagandatexte gleichzeitig 
in drei oder vier dieser Sprachen. Nur ein einziger dieser italienischen Fliegerzettel 
ist echt italienisch, d. h. pompös aufgemacht, er ist mit den favogischen Farben Grün-
	        
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