Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

von der unbekannten Materialnot 
381 
dem wurden Konzerte, Vorträge usw. zugunsten des Liebesgabenwerks veranstaltet. 
Zn den Geschäften wurden Sammelbüchsen aufgestellt oder Marken der „Kreuz- 
Pfennig-Sammlung" verkauft, mit denen man die Briefe bekleben konnte. Manche 
Zeitungen haben Sammlungen veranstaltet, die zum Teil ganz bedeutende Beträge 
einbrachten. 
Vielfach wurden Liebesgaben von Haus zu Haus gesammelt. Kn einzelnen Tagen 
wurden aber auch nur bestimmte Artikel,;. B. Wollsachen, in allen Häusern abgeholt, 
wie wir schon früher gesehen haben. Zn manchen Städten wurden an einzelnen 
Tagen auch andere Gegenstände gesammelt,;. B. Tabak und Zigarren, und es kamen 
dabei oft ganz erstaunliche Mengen zusammen. 
Zu Weihnachten wurden Pakete und Gaben so reichlich ins Feld geschickt, daß 
wohl kein Soldat unbeschenkt blieb, auch wenn er keine Angehörigen hatte, die seiner 
gedachten. Eine Statistik darüber gibt es zwar nicht, aber man kann sich ein Bild 
davon machen, wenn man die nachstehenden Angaben aus dem Regierungsbezirk 
Düsseldorf betrachtet. 
vom Lezirksverein vom Roten Kreuz für den Regierungsbezirk Düsseldorf 
wurden vom Beginn des Krieges bis zum 19. Dezember 1914, also einschließlich der 
Weihnachtsgaben, versandt: 
Manufakturwaren: 150349 paar Strümpfe, 62207 paar Fußlappen, 9358 paar 
Handschuhe, 9263 paar Kniewärmer, 80471 paar Pulswärmer, 17900 paar Ohrwürmer, 
13668 Kopfschützer, 103271 wollhemden, 78917 wollhosen, 88663 Leibbinden, 35814 Woll¬ 
schals, 17880 gestrickte Jacken, 20001 Brust- und Lungenschützer, 33882 wollene Decken, 
22697 Kiffen, 10046 Hosenträger, 47258 Taschentücher, 8473 Handtücher, 24296 ver¬ 
schiedene Sachen, wie Pantoffeln, Mühen usw. im Gesamtwerte von 1575266,80 Mark. 
Lebensmittel: 94638 Pfund Zwieback, Keks und Spekulatius, 25594 Pfund hafer¬ 
flocken und Grütze, 35866 Pfund Kakao, 29490 Pfund Schokolade, 18945 Pfund Käse, 
4110 Pfund Tee und Kaffee, 12867 Pfund Erfrischungsbonbons, 20867 Pfund Zucker, 
6371 Dosen kondensierte Milch, 10740 Pfund Salz und Pfeffer, 629489 Bouillon- und 
Suppenwürfel, 1197 Pfund Pfefferminz-Tabletten, 47445 Pfund Schinken, Speck und 
Wurst, 12976 Dosen verschiedener Konserven, 11415 Pfund Butter usw., 4754 Pfund 
Kraut, 174 Faß Heringe, 150 Pfund Fleisch-Extrakt, 21850 Flaschenwein, Spirituosen usw. 
im Gesamtwerte von 400498,04 Mark. 
Rauchwaren: 3095290 Stück Zigarren, 1018323 Stück Zigaretten, 100887 Pfund 
Tabak, 3919 Pfund Kau- und Schnupftabak, 27586 Stück pfeifen im Gesamtwerte von 
358812,88 Mark. 
Verbandmaterial im Gesamtwerte von 21308,02 Mark. Schreibwaren und sonstige 
Gebrauchsgegenstände, Stahl- und haushaltswaren im Gesamtwerte von 461821,67 Mark. 
Ferner für die Ausstattung von sieben Lazarettzügen im Gesamtwerte von 2887701,01 Mark. 
Schon aus diesen Zahlen aus einem einzelnen Regierungsbezirk kann man sich 
einen Begriff von der ungeheuren Menge von Liebesgaben machen. 
Welche Freude die Liebesgaben bei den Soldaten auslösten, konnte man aus 
zahllosen Briefen ersehen. Da schreibt z. B. ein Student aus dem Lazarett in 
St. Tuentin Weihnachten 1914: 
„... Es folgt die Bescherung, Liebesgaben aus der Heimat. Zuerst aber sollen die 
armen Franzosenfrauen und ihre Kinder unsere Güte und Menschlichkeit erfahren. Nie¬ 
mals werde ich ihre glücklichen Gesichter vergessen, — dann kommt die Reihe auch an uns,- 
die Arzte verteilen selber die Grüße aus der Heimat. Mein Gott, ich traue meinen Rügen 
nicht, was da alles dem dankbaren Empfänger in den Helm gedrückt wurde. Zucker, Gebäck, 
eine pfeife, Lebkuchen, Zwieback, Tabak, Zigaretten, Postkarten, eine große Flasche Eberl¬ 
bräu, Bonbons, Pulswärmer usw. So viel der Liebe von nie gekannten MenschenI"1) 
x) Kriegsbriefe deutscher Studenten. Hrsg, von witkop. Gotha, Perthes, 1916. S. 37.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.