Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

von der unbekannten Materialnot 
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und Haushaltungen eine gewisse Anzahl beschlagnahmt, so Kochkessel, Einmache¬ 
kessel, Herdkessel, Rochtöpfe, Maßgefäße, Mörser, Tabletts, Teekessel, Rannen, Eimer, 
Backformen usw. 
Auch Rupferdächer und Blihableiteranlagen wurden abgenommen, wenn ent¬ 
sprechender Ersatz bereitgestellt war. Nur ältere Rupferdächer und solche von be¬ 
sonderem Wert wurden geschont. 
Runstgegenstände aus Metall wurden nur insoweit nicht enteignet, als sie von 
den von der Landeszentralbehörde bestimmten Runstsachverständigen als besonders 
wertvoll bezeichnet wurden. 
Gummi ist für Rüstungszwecke unentbehrlich, vor dem Rriege bezog Deutsch¬ 
land gewaltige Mengen Rohkautschuk von Übersee (1913 für 126 Millionen Mark), 
und es hatte die größte Rautschukindustrie der Welt. Seit Rriegsbeginn war es aber 
auf die im Inland vorhandenen Mengen angewiesen. Deshalb war jedes Stück wert¬ 
voll. Es wurden gesammelt: Bälle, Schuhabsätze, Schläuche, Bereifungen usw. 
Rork und Rorkabfälle wurden für die Rriegsindustrie gesammelt, weil die Zu¬ 
fuhr von Übersee abgeschnitten war. 
Lederabfälle dienten zum Flicken von Schuhwerk, Filzhüte und Filzabfälle 
zur Anfertigung neuer Filzwaren. 
Flaschen wurden gesammelt, weil jede Flasche 3 Pfund Rohlen ersparte. 
Altpapier diente zur Herstellung von Neupapier und Pappe, aber auch von 
Webwaren. 
Neue Stoffe für die Industrie 
Wo die bisherigen Bezugsquellen abgeschnitten waren, galt es, der Industrie 
entweder neue Rohstoffe zuzuführen oder auch solche, die bisher gar nicht oder wenig 
ausgenützt worden waren. Das war besonders der Fall für die Gewinnung von 
Fetten und Ölen, sowie Faserstoffen. 
Oie Rnochen wurden zwar auch schon früher zum Teil verwertet, aber jetzt 
wurden sie wegen der Fettnot eifrig gesammelt. Sie enthalten nämlich bis zu 15 % 
Fett, das gut als Speisefett verwendet werden kann. Durch das einmalige Aus¬ 
kochen, wie es in den haushalten üblich ist, gewinnt man nur 5% Zeit. Mithin 
lohnte es, die ausgekochten Rnochen zu sammeln und aus ihnen die übrigen 10% 
Fett zu gewinnen. Vas geschah in Autoklaven, d. h. Dampfkochern, die mit Überdruck 
arbeiten und bereits auf allen Schlachthöfen üblich waren. In diesen Rochern wurde 
das Rnochengefüge so gelöst, daß alles Fett erreichbar war. Oer verbleibende Rest 
konnte dann noch als Futtermittel oder als Industrieknochen verwertet werden. 
Aus Gb st kernen (Rirsch-, Pflaumen-, Rürbis-, Zitronen-, Apfelsinenkernen) 
wurde Gl gewonnen, das für technische Zwecke verwendet oder zu Speiseöl ver¬ 
arbeitet wurde. Oie ersten versuche hatten allerdings kein günstiges Ergebnis, weil 
es an Maschinen fehlte, um die Steinkerne zu bearbeiten. Nachdem diese Aufgabe 
aber gelöst war, konnte eine große Sammelpropaganda durchgeführt werden. 
Sonnenblumenkerne und Bucheckern ergaben ein wertvolles Dl. Da das 
Jahr 1916 ein gutes Bucheckernjahr in Süd- und Westdeutschland war, wurden die 
Bucheckern zur Dlgewinnung herangezogen. 
Nach der Verordnung vom 14. September 1916 sollten alle gesammelten Buch¬ 
eckern an den Rriegsausschutz für pflanzliche und tierische Die und Fette, G. m. b. h.
	        
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