Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

von der unbekannten Materialnot 
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Kartoffelkraut hat zwar auch Futterwert, oberes ist nicht ratsam, es in grünem 
Zustande abzuernten, weil der Knollen- und Stärkeertrag darunter leiden würde. 
Deshalb schnitt man das Kraut erst ab, wenn die Blätter zu welken begannen. Zn 
frischem Zustande durfte es nur in geringen Mengen mit anderem Grünfutter ver¬ 
mischt verabreicht werden. Es konnte aber auch getrocknet oder eingesäuert werden. 
Stark holziges Kraut wurde zur Einstreu verwendet. Prof. Dr. Max Popp berechnete, 
daß man mit der von 100 ha gewonnenen Kartoffelkrautheumenge bei gleichzeitiger 
verfütterung von Wiesenheu etwa 260 Rinder 100 Tage lang ernähren könne. 
Der Wald bietet zwar zahlreiche Futter- und Streumittel, aber manche Wald- 
besitzer sträubten sich aus leicht begreiflichen Gründen solange es ging gegen die 
Ausnützung seitens Fremder. Andere gestalteten die Entnahme von Waldstreu und 
den Eintrieb von Rindvieh und Schweinen in ihre Waldungen. Die Ltreunutzung 
ermöglichte es, das Stroh als Rauhfutter für die Pferde und Rinder einzusparen. 
Der Vieheintrieb ersetzte Futter und Weideland. 
Der Staat hat seine Forsten bereits bald nach dem Kriegsausbruch für diese 
Zwecke geöffnet. 
Eicheln wurden schon in alter Zeit als Schweinefutter benutzt. Am einfachsten 
gestaltete sich die Verwertung, wenn Schweine direkt in den Wald getrieben werden 
konnten. Da dies aber nicht überall angängig war, wurden die Eicheln gesammelt, 
getrocknet und geschält, zum Teil auch eingemietet. Die getrockneten und geschälten, 
womöglich auch noch geschroteten Eicheln stellten ein sehr haltbares und bekömmliches 
Schweinefutter dar. Auch Pferden, Rindern und Schafen konnte man Eicheln in 
beschränkten Mengen geben, dem Geflügel aber nur in gekochtem Zustand. 
Auch bei Kastanien war Vorsicht geboten. Die frischen Kastanien machte man 
dadurch bekömmlicher, daß man sie mit anderen Futtermitteln kochte. Für die Winter- 
fütterung wurden sie gedörrt. 
Bucheckern bilden ein gutes Mastfutter. Frische Eckern wurden zerquetscht. 
Die nicht genügend getrockneten Eckern mußten gekocht werden. 
Frisches und getrocknetes Baumlaub ist mittlerem Wiesenheu gleichwertig. 
Allerdings nimmt der Nährwert bis zum herbste beträchtlich ab, während der die 
Schmackhaftigkeit und Verdaulichkeit beeinträchtigende Gerbsäuregehalt zunimmt. 
Natürlich litten die Bäume in ihrem Wachstum unter der Laubentziehung, aber in 
Kriegszeiten muß man schon einen Nachteil in Kauf nehmen, wenn es gilt, größeres 
Unheil zu verhüten. Auch die verfütterung von jungem Laubreisig (frisch oder ge¬ 
trocknet, meist gehäckselt) war natürlich nur ein Notbehelf. Sogar die Nadeln der 
Fichte, Tanne, Kiefer, Lärche und des Wacholders wurden den Schafen und Rindern 
als Beifutter gegeben. Das möglichst jung geschnittene Heidekraut bildete als Heu 
ein brauchbares Futtermittel. 
Sogar die Flechten wurden gesammelt und teils frisch, teils getrocknet verfüttert. 
An den Meeresküsten wurden die in großen Mengen vorkommenden Seetange» 
besonders der Riementang, mit Fischabfällen an Schweine, Pferde und Kühe ver¬ 
füttert. 
von Abfällen kamen für die Viehfütterung am meisten die Küchenabfälle in 
Betracht. 
Zn einer Schule einer großen Berliner Vorortgemeinde forderte die Lehrerin 
ihre Schülerinnen auf, jeden Tag die Speisereste des Haushalts zur Verfütterung
	        
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