Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Waffen und Munition 
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Ungeheure Steigerung des Verbrauchs in den Materialschlachten 
Nur wer selbst eine der furchtbaren Naterialschlachten miterlebt hat, weiß, welche 
Stahlmassen auf die deutschen Stellungen und ihre Besatzung geschleudert wurden, 
um der feindlichen Infanterie eine reine, Hindernis- und widerstandslose Bahn zu 
fegen. Während die Engländer 1915 bei Neuve Lhapelle in 3 Kampftagen bei 
einem vorbereitungsschießen von 35 Minuten noch mit 197000 Schuß, die 
Franzosen 1915 in der Champagne an 1 Kampftag bei einem vorberei¬ 
tungsschießen von 4 Stunden mit 300000 Schuß ihrer Artillerien auszukommen 
glaubten, setzten ein: 
die Engländer 1916 an der Somme bei 7 Tagen Vorbereitung 4000000 Schuß, 
die Engländer 1917 in Flandern bei 7 Tagen Vorbereitung 2753000 Schuß, 
die Amerikaner 1918 bei St.Mihiel bei 4 Stunden Vorbereitung 1093127 Schuß. 
Vas war konzentrierte Feuervorbereitung auf verhältnismäßig schmalen Front¬ 
breiten! Und wenn auch auf den viele hundert Kilometer langen Fronten immer 
ein sehr viel geringeres Artilleriefeuer unterhalten wurde, so verging doch kein Tag, 
an dem es völlig auf längeren Strecken geschwiegen hätte,- und auch diese geringeren 
Zahlen, mit mehreren hundert multipliziert, ergeben schließlich erhebliche Gesamt¬ 
zahlen. So stellte sich im Zähre 1918 der verbrauch an Feldartilleriemunition 
für jedes Feldgeschütz täglich bei den Amerikanern auf 30, bei den Franzosen 
auf 34, bei den Engländern auf 35 Schutz; 
für alle alliierten Feldgeschütze der Westfront monatlich auf 12710000 Schuß; 
für die Zeit vom 1. Januar bis 11. November 1918 bei den Amerikanern auf 
8100000, den Engländern auf 71445000, den Franzosen auf 81070OOOSchuß. 
Die Verhältnisse, unter denen in den letzten Monaten die deutschen Truppen 
kämpften, den Rückmarsch vollzogen, die laut Waffenstillstand abzugebenden Waffen 
übergaben, machen Zusammenstellungen ähnlicher Art für Deutschland unmöglich. 
Der Gesamtaufwand lediglich an Waffen und Munition im Weltkriege 
war jedenfalls ungeheuer. Und wenn eine amerikanische Feststellung allein den 
reinen Munitionsverbrauch aller in den Weltkrieg verwickelten Staaten auf 
30 Milliarden Dollar errechnet, so mag man eine ganze Menge Schätzungsfehler 
davon abstreichen — es bleiben auch dann noch der Milliarden erheblich mehr, als 
man je für möglich hielt. 
Rückblick 
Aus dem weltweiten Gebiet des Waffen- und Munitionswesens im Weltkriege 
sind hier nur aus einem begrenzten, aber charakteristischen und kaum bekannten Teil¬ 
gebiet Einzelbilder zusammengestellt, von denen die Allgemeinheit nichts weiß. Wohl 
hätten auch andere Teilgebiete von gleich starkem Interesse geschildert werden können: 
vie Entwicklung der Maschinengewehrwaffe (das eigentliche Gewehr ist am 
wenigsten von dem ganzen Kriegsgeschehen berührt worden), das Entstehen und die 
Ausgestaltung der Schützengrabenwaffen und Minenwerfer, die Entwicklung 
der Konstruktion der Geschütze und ihrer Munition nach ständig wechselnden und 
neu hinzutretenden Aufgaben (vor allem Luft- und Tankabwehr, Flugzeug- 
und Tankausrüstung), die teilweise Umwandlung der Explosivgeschosse in 
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