Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Waffen und Munition 
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amerikanische, ganz von Amerika ausgerüstete Armee bereitzustellen. Es sollten 
für England alle die werke in voller Tätigkeit bleiben, die 6-incti-Geschosse und 
-Haubitzen herstellten, denen 8-incli- und 9,2-incli-Granaten zu folgen hätten,' für 
England und vor allem für Frankreich sei Pulver in höchstmöglichen Mengen zu 
erzeugen,' für England seien überdies weitere neue Werke anzulegen. 
Bei Beibehalt dieser Lieferungen an die Alliierten erforderten die Bedürfnisse 
des jetzt in Millionenzahlen (5 Millionen zunächst) aufzustellenden eigenen Heeres 
ungeheure Leistungen, für die allerdings das zur Ausbildung der Truppen benötigte 
Zahl 1917 zur Verfügung stand. Die Kosten der Ausrüstung dieses ersten 5-Mil- 
lionen-heeres sind auf 12—13 Milliarden Dollars berechnet worden. Oie 
Frist von einem Jahr war schon aus dem Grunde erforderlich, weil beim Eintritt 
der vereinigten Staaten in den Krieg alle bestehenden Geschütz- und Muni¬ 
tionsfabriken durch die Aufträge der Alliierten für ein ganzes Jahr 
vollauf beschäftigt waren, so daß also Erweiterungs- und Neubauten in großem 
Umfange erforderlich wurden, wie der Aufbau der nötigen gewaltigen Maschinen¬ 
anlagen. Oie Annahme bestimmter englischer und französischer Tgpen anstatt der 
spezifisch amerikanischen auch für die eigene Armee erleichterte den Beginn der ver¬ 
stärkten Rüstungsarbeit außerordentlich durch die Überweisung der Zeichnungen usw. 
und vor allem der Leeren — waren von den letzteren doch allein für ein 75-mm- 
Feldgeschütz mehr als 1500 erforderlich, die für mehr als 2000 Arbeitsgänge Vorbild 
und Muster gaben. 
Oie ungeheure Arbeitsenergie der Amerikaner fand jetzt ein ergiebiges Arbeits¬ 
feld und — wußte es zu bewältigen; zur vollen Auswirkung kam sie natürlich erst 
im Jahre 1918. In welchem Matze das geschah oder vielmehr geschehen mußte, zeigt 
beispielsweise die Gesamtmenge des 1918 herzustellenden Pulver? und der Explosiv¬ 
stoffe, die etwa 2 Billionen pouncls = 905000 t betrug (zu denen etwa 150 bis 
200 t täglich an Giftgasen und Giftstoffen usw. hinzutraten). 
Gesamtleistungen auf der Feindseite nach April 1917 
Schon die bisherigen Angaben lassen erkennen, daß es sich in der Rüstungsindustrie 
um Massen und Mengen handelte, von der die Allgemeinheit nichts wußte 
und auch heute nichts weiß. Oa auch hier wieder nur Zahlen sprechen können, 
aber auch eindringlichst sprechen, mögen deren nochmals einige folgen. Sie beziehen 
sich bei den Angaben über die durchschnittliche Monatsfertigung auf die Monate 
Juli, August, September 1918 als die Zeit der höchsten Arbeitsanspannung, und bei 
den Angaben über die Gesamtproduktion auf die Zeit vom Eintritt der ver¬ 
einigten Staaten in den Krieg (6. April 1917) bis zum Waffenstillstand (11. No¬ 
vember 1918) als die 19 Monate umschließende Zeit gleichartiger gemeinsamer 
Kampf- und Arbeitsziele der großen alliierten Militärmächte*). 
*) Cs sei hier ausnahmsweise auch ein Hinweis auf andere Waffen eingeschaltet. Es fertigten 
s) monatlich durchschnittlich, b) in 19 Monaten insgesamt (Zahlen in klammern): 
an Maschinengewehren England 10947 (I8I404), Frankreich 12126 (229238), die vereinigten 
Staaten 27 270 (181662) Stück; 
an Gewehren England 112821 (1971764), Frankreich 40552 (1416056), die vereinigten Staaten 
233562 (2506742) Stück; 
an Gewehr- und Maschinengewehrmunition England 259769000 (3486127000), Frank¬ 
reich 139845000 (2983675000), die vereinigten Staaten 277894000(2879148000) Patronen. 
23 Weltkriegsbuch
	        
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