Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Waffen und Munition 
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von dem mich führenden Direktor auf die großen Mengen spanischer und schwedischer 
Eisenerze, die als Zuschlag für die deutschen unentbehrlich sind, aufmerksam gemacht 
wurde und ihn fragte, wie lange sie reichten, erwiderte er stolz: bei normalem 
Betrieb acht Monate. Meine weitere §rage: „Und im Kriegsfall? Und bei 
langer Kriegsdauer? Und nach Abschneiden der Zufuhr?" erntete ich 
bei diesem hochintelligenten, verantwortungsbewußten Manne nur ein überlegenes 
Lächeln. 
vorhandene Munitionsmengen für den Ernstfall ungenügend 
Diese gleiche sparsame Grundlage war auch maßgebend gewesen für die Be¬ 
rechnung und Lereitlegung der Munitionsmengen. Den Reichstagsabgeordneten 
mögen die ihnen vielleicht vertraulich in den Rommissionsberatungen genannten 
Zahlen imponiert haben. Und tatsächlich klingt es auch so: §ür die „planmäßig" 
mobil zu machenden Zeldbatterien aller Art waren 6328 Geschütze vorhanden: 
5068 Zeldkanonen und 1260 leichte Zeldhaubitzen; und an Munition für 
jede §eldkanone mobiler Batterien (3042 §eldkanonen) 987 Schuß, für jede 
der 108 bzw. 104 Zeldkanonen von Batterien in §estungen usw. 707 bzw. 
457 Schuß: für jede der 720 leichten Zeldhaubitzen mobiler Batterien 973 Schuß 
und für jede der 28 bzw. 44 leichten Keldhaubitzen der Zestungs- usw. Batterien 
636 bzw. 386 Schuß. In ähnlicher Weise war auch ein scheinbar großer Vorrat an 
Munition für die mittlere Artillerie (10—21-cm-KaIiber) bereitgelegt. So für 
jede der 408 schweren §eldHaubitzen der schweren Artillerie des Zeldheeres 
1095 Schuß, der Belagerungsbatterien (652 Haubitzen) 723, der Verteidi¬ 
gungsbatterien (650 Haubitzen) 823 Schuß. Zn gleicher weise waren zur Ver¬ 
fügung für 112 21-cm-Mörser je 782, für 80 je 500, für 32 je 562 Schutz: bei der 
10-cm-Kanone für 16 Geschütze je 1425, für weitere 176 gleicher Art je 1425, für 
152 je 1000 Schuß. §ür 13-cm- und 15-cm-Kanonen, die nur in beschränkter Zahl 
(32 und 8) vorhanden waren, lagen je 1261 bzw. 2000 Schuß bereit. Macht man 
sich das Vergnügen, diese für einen „Krieg" errechnete Munition durch Multipli¬ 
kation und Addition summarisch auszurechnen, so kommt selbstverständlich eine 
respektable Zahl heraus. Aber nimmt man den höchsten Tagesverbrauch in der noch 
keineswegs als volle Materialschlacht anzusprechenden herbstschlacht 1915 in der 
Ehampagne bei der 3. Armee, der für jede Keldkanone 349 Schuß, jede leichte §eld- 
haubitze 325 Schuß, jede schwere Zeldhaubitze 171 Schuß, jeden 21-cm-Mörser 
118 Schuß, jede 10-cm-Kanone 192 Schuß, jede 13-cm-Kanone 247 Schuß betrug, 
als Divisor, so kommt man zu dem Resultat, daß der ganze Kriegsvorrat nur wenige 
Tage diese Schlacht hätte nähren können, die aber über zwei Wochen sich hinzog 
und nicht der einzige Kampf der gleichen Periode war. 
Optimismus verhinderte wirtschaftliche Mobilmachung 
Es war eine völlige Verkennung der Ansprüche des modernen Krieges, ein nur 
durch sie erklärbarer Optimismus, der sich in der gänzlich ungenügenden Menge der 
für den Kriegsfall bereitgelegten Munition zeigte. Vieser Optimismus schuf aber 
noch viel unheilvollere Tatsachen. — Deutschland war auch in der Vorkriegszeit, als 
es noch über die reichen Naturschätze in Lothringen und Oberschlesien verfügte, auf 
22 Weltkrieg-buck
	        
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