Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Walter Friedrich 
Auch die früheren Gegner haben nun ihre weittragenden Geschütze 
Zrankreich behauptet, jetzt mehrere solcher Zerngeschütze zu haben. Eins davon 
mit einer Lebensdauer von 200 Schutz hat eine Schutzweite von 120 Km bei einer 
Anfangsgeschwindigkeit von 1450 m in der Sekunde. Derartige Geschütze sollen bei 
Cherbourg aufgestellt sein. Sie bedrohen mit einem Schutzbereich von 120 Km die 
englischen Häsen Southampton, plgmouth und Portsmouth. Natürlich blieb das der 
vorzüglichen englischen Spionage nicht einmal zwei Monate lang verborgen. Nur; 
darauf schrieb ein englisches Zachblatt: 
„Man braucht sich in England nicht darüber aufzuregen, man wisse genau, wo 
sie ständen, und wenn sie jemals in Anwendung kämen, dann würden die englischen 
Zlieger sich ihrer annehmen." 
Auch England soll an der eigenen Rüste solche Geschütze haben. Ein Rrieg am 
Ranal würde also ein lustiges Duell von Geschützen allerschwersten Ralibers ergeben. 
Die deutschen Parisgeschütze — sie wurden zu Schrott zerschlagen — leben also fort, 
zwar nicht bei uns, wohl aber bei den Alliierten des Weltkrieges 1914—18. 
Rückblick 
Uns bleibt nur die stolze Erinnerung, datz deutsche Ingenieurkunst auch auf dem 
Gebiet der schweren Artillerie die größte und erstaunlichste Leistung vollbracht hat. 
Voller Bewunderung gedenken wir auch der deutschen Ballistiker, die die Grundlage 
schufen für den Ingenieur, und die später Schutz um Schutz mühsam errechneten, 
ferner der Mitarbeit der Zachleute der Marine bei Durchführung der versuche und 
der Marine-Artilleristen, die im schweren feindlichen Zeuer unerschrocken ihre Pflicht 
erfüllend, diese Giganten zum Schutz brachten. 
Auf den französischen Schlachtfeldern wird heute den Zremden vielerlei aus dem 
Weltkrieg gezeigt. Oie Erinnerung an die außergewöhnliche Leistung der Paris¬ 
geschütze ist, wahrscheinlich absichtlich, so viel wie möglich ausgelöscht worden, ver¬ 
gebens wird man auch in pariser Museen ein Erinnerungsstück an die überraschende 
parisbeschietzung suchen. Neben der von Zoch während der „Befreiungsschlacht" 
Iuli/November 1918 benutzten Generalstabskarte hätte solch ein Zeuge keinen Platz. 
Oie Belgier sind darin anders, wer von Ostende aus das alte Rampfgelände auf 
tjpern zu bereist und so auch nach Moerdgk kommt, wird dort schon neugierig gemacht 
auf „le canon de Leugenboom“. Richtig findet er in einem Waldstück bei dem nur 
einige Rilometer entfernten Leugenboom friedlich rostend ein 38-cm-Geschütz. Ein 
belgischer Rriegsinvalide läßt sich 2,50 Krank zahlen und erklärt dann, datz dieses 
Geschütz, der „Lange Max" genannt, von hier aus Dünkirchen beschossen habe. 
Dagegen drüben bei Laon legt nichts Zeugnis ab von dem wirken der stärkeren 
Brüder des „Langen Max". Nur mit Müh' und Not weisen Landeseinwohner wi߬ 
begierigen Zremden in den wieder friedlich rauschenden Wäldern bei Eröpg und 
Leaumont die Stelle nach, von der brüllend und tosend Tod und verderben über 
128 km hinweg nach der Seinestadt flog.
	        
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