Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Max BIflmnet 
und für sich guten Erfolg einer mehrtägigen Beschießung der Festung 
Longwg mit 21-cm-Mörsern (Bild Nr. 153). 
von der damaligen Brandmunition war die 10-kg-Larbonit-Brandbombe mit 
ihrer Füllung von Benzol, Petroleum und flüssigem Teer die wirksamste. Sie sollte 
1918 durch die Elektron-Brandbombe ersetzt werden, die mit Thermit-Brand¬ 
satz gefüllt war und bei einer Erhitzung von 2000—3000° C vollständig verbrannte. 
Da diese Bomben sehr leicht waren, meist nur 1 kg, im Höchstfälle 10 kg wogen, 
hätte ein Bombengeschwader mehrere Tausend dieser Brandgeschosse mitführen 
und auf das Ziel abwerfen können. Sie durchschlugen zwar infolge ihres geringen 
Gewichts nur das Vach, setzten es aber beschleunigt in Brand. So hätte ein einziger 
Bombenangriff zahllose Brände hervorgerufen. Oie Verwendung von Elektron¬ 
bomben wurde aber, weil unter ihrer furchtbaren Wirkung die Bevölkerung hätte 
mitleiden können, von der deutschen (Obersten Heeresleitung aus Gründen der 
Menschlichkeit untersagt. 
Für nächtliche Bombenabwürfe oder Erkundungen bediente sich der Flieger der 
Leuchtbombe. Ihr Zünder war so eingestellt, daß sie bei einer bestimmten höhe 
über dem Boden zersprang und einen Fallschirm freigab, der den Leuchtkörper bis 
zu 5 Minuten in fast gleicher höhe hielt,' sie beleuchtete das Gelände taghell in 
großem Umkreise. — 
während des Krieges wurden auch versuche mit unbemannten, fern¬ 
gesteuerten Flugzeugen gemacht und bei Kriegsschluß war man in Deutschland 
nicht weit davon entfernt, die führerlosen Flugzeuge als Bombenträger zu verwenden,- 
sie konnten durch Fernlenkung über ein Ziel geführt werden, um dort ihre Spreng¬ 
ladung auf einen Funkbefehl hin abzuwerfen. 
Bei der deutschen Marine sind Fernlenkboote seit 1915 erfolgreich verwendet 
worden. Ihre Motore, Steuereinrichtungen und Lord-Scheinwerfer wurden durch 
Fernsteuerung von Küstenpunkten oder vom Fesselballon aus bedient, wobei ihnen 
der Strom durch eine vom Boot ablaufende Aderspule zugeleitet wurde. Ihre mäch¬ 
tige Sprengladung kam beim Zusammenstoß mit dem feindlichen Schiff zur Ent¬ 
zündung. Später wurden die Boote vom Flugzeug aus drahtlos gesteuert — 
bis zu 350 km Entfernung vom Heimathafen. 
Unsere Flugzeugindustrie stand im Frühjahr 1918 mit Junkers Metallflug¬ 
zeugen, mit dem 260pferdigen Magbach-Motor, dem wendigen Fokker v VII, 
dem zweimotorigen Großflugzeug und dem Riesenflugzeug mit 2000 kg Bomben¬ 
last auf höchster technischer Leistung. Das Rumplersche Lildflugzeug hatte zur Ziel¬ 
aufnahme Kammern bis zu 120 cm Brennweite und Reihenbildner mit Filmplatten. 
An der Somme verfügte der Gegner noch über viermal so viel Flugzeuge 
als wir,- doch konnten wir die monatliche Fertigung vom Frühjahr 1917 ab auf 
1500 Motore und 1000 Flugzeuge und vom Sommer 1918 ab auf 1900 Motore 
und 1600 Flugzeuge steigern. 
In Frankreich wurde in den letzten Kriegsmonaten nach der „Luftwacht" durch¬ 
schnittlich alle 15 Minuten ein völlig ausgerüstetes und bewaffnetes 
Flugzeug und alle 10 Minuten ein Flugmotor neu hergestellt — mit einem Kosten¬ 
aufwand von 5000 Franken in jeder Minute. 
Im herbst 1918 beschäftigte die deutsche Flugzeugindustrie 140000 Arbeiter 
in 124 Fabriken,- 75000 fertigten Land- und Seeslugzeuge, 60000 die Flugmotore
	        
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