Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Max Blümnet 
verlangte Napoleon im Durchschnitt 4 Geschütze auf 1 km Gefechtsbreite, so 
setzten wir 1915 in der Schlacht bei Soissons 30 Geschütze, 1918 in der großen Schlacht 
von Frankreich 100 Geschütze auf den Kilometer ein (die Franzosen in der Cham¬ 
pagne 30, an der Somme 70 auf 1 km). Für den Verdun-Angriff 1916 brachte die 
Rronprinzenarmee neben den Feldbatterien noch 160 schwere und schwerste Batterien 
in Stellung und ließ rund 2% Millionen Artilleriegeschosse aus 1300 Muni- 
tionszügen Heranrollen. 
Während man sich hier mit einer Artillerievorbereitung von 9 Stunden begnügte, 
wurde die Sommeschlacht mit einem 7 tägigen Trommelfeuer auf unsere Stellungen 
eingeleitet und dabei durchschnittlich 1 Tonne Munition auf den laufenden 
Meter der Front geschüttet. Allein am ersten Angriffstag verschossen die Fran¬ 
zosen 270000 Feldartilleriegeschosse, 80000 Geschosse der schweren Artillerie und 
30000 der Grabenmörser, d. s. 80001 Munition, zu deren Beförderung 27 Lisen- 
bahnzüge von je 30 Wagen erforderlich sind. 
Vas Mißlingen des Durchbruchs an der Somme veranlaßte Nivelle 1917, für 
seinen Angriff beiderseits Reims 7000 Geschütze einzusetzen und 7 Millionen Schuß 
für Feldartillerie und 2 Millionen für schwere Geschütze bereitzustellen, dazu 1 Million 
Grabenminen, 170 Millionen Gewehrpatronen und 3 Millionen Leuchtkugeln. — 
Auch das genügte nicht, der deutsche Mensch war stärker als das Material 
und der mit den größten Hoffnungen erwartete und von Nivelle mit den Worten 
„K'beure est venue! Confiance! Courage! Vive la France!“ eingeleitete Angriff 
scheiterte und führte zur Meuterei von 17 französischen Divisionen. — 
Was bedeuten die 362822Schuß (— 15Munitionszüge), die im Feldzug 1870/71 
von der gesamten deutschen Artillerie verschossen wurden, wenn im Weltkriege allein 
von der deutschen Feldartillerie 222 Millionen Schutz (— 11300 Munitionszüge) 
und von der französischen leichten und schweren ArMerie zusammen 300 Millionen 
Schuß abgegeben worden sind. 
Der wachsende Einsatz von Artillerie auf beiden Seiten steigerte auch die Ver¬ 
luste an Geschützen durch feindliches Feuer,' im Sommer 1918 wurden nach 
General Ludendorff in einem Monat 13% der in der Schlacht eingesetzten Ge¬ 
schütze durch feindliche Treffer zerstört. Dazu kam der verbrauch an Geschützen durch 
Abnutzung, gesteigerte Feuergeschwindigkeiten und Kohrzerspringer. Letztere 
traten bei uns, ebenso wie beim Gegner, in größerer Zahl auf, als man nach ver¬ 
brauch der sorgfältig hergestellten Friedensmunition auf die in neuen Fabriken 
eiligst hergestellten Rriegsgeschosse angewiesen war. Oer französische General Herr 
berichtet, daß im Frühjahr 1915 von 12 Rohren einer französischen Feldartillerie- 
Abteilung 10 durch Rohrzerspringer zerstört wären und bei der französischen VI. Ar¬ 
mee an der Somme vom 1. Zuli bis 24. Oktober 1916 764 Geschütze abgenutzt wären,' 
ja gegen Kriegsende wäre das Artilleriegerät schneller verbraucht, als es erneuert 
werden konnte und November 1918 hätten einzelne französische Divisionen keine 
Ersatzrohre mehr erhalten können. (Der Waffenstillstand kam ihnen sehr gelegen!) 
Zn Deutschland wurden nach Wriesberg im herbst 1914 nur 20, von 1917 ab 
edoch über 400 schwere Geschütze monatlich gefertigt oder in der Heimat instand¬ 
gesetzt,' außerdem wurden unzählige Geschütze in den Werkstätten der Front wieder¬ 
hergestellt, an der Westfront z. B. bei den Großkämpfen 1917/18 monatlich rund 
3000 Geschütze, sowie zahlreiche Minenwerfer, Maschinengewehre und Fahrzeuge.
	        
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