Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus den Geheimnissen der Technik der Kriegrzeit 
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Kenntnis erhalten und danach den Gebrauch brennender Klüssigkeit für den Kestungs- 
krieg ebenfalls vorgesehen hatten. Auch haben sie die Waffe, unserem Beispiel 
folgend, sobald wie möglich, für den Stellungskrieg nutzbar gemacht. 
Wo sie erscheinen, bringen sie den Sieg 
Vas XX. Armeekorps hatte im herbst 1914 bei Kolno undIanowo einen schweren 
Stand, von allen Teilen der Krönt treffen unangenehme Nachrichten ein und die 
Herren des Generalkommandos sind in gedrückter Stimmung, va tritt, frisch und 
selbstbewußt, das Einglas im Auge, ein hochgewachsener, schlanker Offizier, der 
Oberleutnant heuschkel, ins Zimmer. 
„Was bringen Sie uns?" ruft man ihm zu. 
„Minenwerfer neuester Art!" 
„Was sind denn das für Dinger? Erzählen Sie doch mal?" Man hatte von dieser 
Waffe noch nie etwas gehört. 
„Minenwerfer ähneln den Mörsern, nur daß sie in vorderster Gefechtslinie als 
Grabenwaffen auf kurze Entfernungen verwandt werden. Wo sie erscheinen, 
bringen sie den Sieg! Es braucht mir nur gesagt zu werden, wo was los ist. Ich 
erkunde, baue überraschend meine Werfer ein, und bald ist der Keind vernichtet, 
wenn er es nicht vorzieht, auszureißen. Wir brechen jeden Widerstand und so der 
stürmenden Infanterie die Lahn zum Siege. Unter Garantie!" 
„Nun, Selbstbewußtsein gehört zum Soldaten", meint der Kommandierende. 
„Bei uns steht's aber nicht günstig und es handelt sich um Waldgefechte. Trauen Sie 
sich das auch zu?" 
„Gerade das! Wenn wir um 9 Uhr vormittags beginnen, können wir um 12 Uhr 
mittags hinter der Russenstellung frühstücken." 
„wieviel Truppen muß ich beim Einsatz Ihrer NUnenwerfer zum Sturm bereit¬ 
stellen?" fragt der Ehef des Stabes. 
„Nur die Regimentsmusik!" — 
Dieses von Oberst v. Notz überlieferte Gespräch gibt, wenn auch vergröbert, 
ein Bild von der starken Bedeutung dieser neuen Waffe, heuschkels Selbstbewußtsein 
war nicht unberechtigt,' wurden doch die NUnenwerfer bald eine nicht mehr zu 
entbehrende schwere Begleitwaffe der Infanterie. 
Wie war man auf sie verfallen? — Als sich bei der Belagerung von Port 
Arthur Angreifer und Verteidiger so nahe gegenüber standen, daß die Artillerie die Hin¬ 
dernisse vor der feindlichen Stellung ohne Gefährdung eigener Truppen nicht zerstören 
konnte, mußten die Pioniere Sprengladungen bis zu 50 kg nahe an die feindlichen 
Linien Heranschleppen und diese NUnen entzünden — eine gefahrvolle Arbeit, die 
man, wie damals das deutsche Ingenieur-Komitee meinte, besser durch mörser¬ 
ähnliche Werfer ausführen könnte. So schufen denn unsere Pioniere für den Kestungs- 
krieg im Jahre 1910 den schweren (25-cm-) Minenwerfer und 1913 den mittleren 
(17-cm-) Minenwerfer. Es waren gezogene Vorderlader mit Rohrrücklauf, die die 
gewaltigen Minen als Langgeschosse verfeuerten. Streng geheim gehalten, kam 
der schwere Werfer zum ersten Male bei Lüttich, der mittlere bei Antwerpen 
zur Tätigkeit.
	        
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