Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

wie sich der Gaskrieg entwickelte 
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Deutscherseits hatte man von den Absichten der Franzosen rechtzeitige Kenntnis 
erhalten, den Atemeinsatz der Masken verbessert und dringende Warnungen ergehen 
lassen. 
wo die Truppe sorglos war, traten trotzdem Verluste ein. Die Zerlegung der Ge¬ 
schosse ohne scharfen Knall erschien zunächst harmlos. In Wirklichkeit ermöglichte das 
weglassen der Sprengladung, mehr Gas in die einzelnen Geschosse einzufüllen. Gs 
war daher ein Glück, daß die Franzosen dem Gedanken der Massenverwendung offen¬ 
bar nicht nachgingen, sondern sich mehr bestrebten, überraschend an vielen Stellen kleine 
Gasflecke zu legen, die aber infolge ihrer Kleinheit nicht sehr lange Beständigkeit im 
Gelände haben konnten. 
Oie deutsche Antwort 
Die deutsche Antwort kam schnell: Bereits im Juni 1916 wurden erstmals die 
deutschen Grünkreuzgeschosse eingesetzt, und zwar bei Verdun gleich in einem großen 
Schlag mit rund 100000 Geschossen in kurzer Zeit auf verhältnismäßig engem Raum. 
Auch die deutschen Grünkreuzgeschosse waren nunmehr, da die völkerrechtliche 
Bindung nach dem Vorgehen der Franzosen entfiel, reine Gasgeschosse. Ihr Füllgas 
hatte bis mehrere Stunden Nachwirkung im Gelände. 
Die Wirkung beim ersten Einsatz war technisch gut, wurde aber wieder — wie beim 
ersten Blasen — nicht voll ausgenutzt, hier und bei späteren Wiederholungen zeigte 
sich, daß vertrauen und Verständnis für den Gaseinsatz in der Front noch zu gering 
entwickelt waren. 
Die deutsche artilleristische Organisation 
Man dachte daher daran, eine Spezialgasartillerie zu schaffen, wie man zum 
Blasen eine Spezialtruppe gehabt hatte. Aber abgesehen davon, daß wir uns das nicht 
leisten konnten, weil wir nicht so viel Artillerie hatten, wäre damit nur halbe Arbeit 
getan worden. Venn — wie beim Blasen — kam es ja nicht nur auf technisch rich¬ 
tigen Einsatz des Gases durch eine Spezialtruppe an, sondern ebensosehr auf richtige 
Ausnutzung durch alle Waffen. Nur wenn es gelang, allgemein Verständnis für seine 
Eigenart zu wecken und die Gastaktik in den Rahmen der allgemeinen Taktik einzu¬ 
passen und mit ihr zu verbinden, konnte man vollen Nutzen aus dem Gaskrieg ziehen. 
Man erweiterte daher die Gaskurse und die Tätigkeit des Gasdienstes und man 
errichtete Ende 1916 einige Gasstäbe der Artillerie. Diese sollten an der Front reisen, 
Stäben und Truppen Gasvorträge halten, bei Vorbereitung und Durchführung von 
Gasschießen helfen. Vas Schießen selbst aber sollte Sache der gesamten Artillerie 
werden. 
Die Gasstäbe, die bis zum Schluß des Krieges bestehen blieben, haben im Laufe 
der Zeit vieles erreicht. Die volle Auswirkung wurde aber erst offenbar, als im Som¬ 
mer 1917 die neuen Gasarten Blaukreuz und Gelbkreuz neben Grünkreuz eingeführt 
wurden und als 1918 die letzten großen deutschen Angriffe mit in erster Linie auf der 
Gaswirkung aufgebaut wurden. 
Die drei deutschen hauptgasarten 
Die drei genannten Gasarten blieben im wesentlichen bis zum Schluß des Krieges 
die gleichen. Ihre Verwendung wurde im Dezember 1917 abschließend durch eine
	        
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