252Wilhelm Ehlers
den Schaden ohne Löschen der Ladung und vor allem ohne Docken des Bootes aus¬
bessern zu können.
Die Katastrophe hatte natürlich die gesamte Umgebung New Londons und die
Stadt selbst in Erregung versetzt. Oie eingehende fachmännische Untersuchung
ergab jedoch einwandfrei, daß Napitän König in der Notwehr gehandelt und nicht
anders hätte navigieren können als es geschehen war, um sein eigenes Schiff vor dem
Untergang zu bewahren. Oie führenden amerikanischen Zeitungen beurteilten den
ganzen Hergang äußerst objektiv und enthielten sich auch jeder abfälligen Kritik an
der Führung des deutschen Bootes. Ebensowenig machten die Behörden irgendwelche
Schwierigkeiten, wenn auch das Boot gleich am ersten Tage gewissermaßen als Pfand
für die Versorgung der Hinterbliebenen der bei dem Untergang des Schleppers er¬
trunkenen Seeleute an die Nette gelegt, aber nach Hinterlegung einer entsprechenden
Kaution nach einigen Tagen wieder freigegeben wurde.
An der Reparatur des Lugschadens wurde unterdessen Tag und Nacht ununter¬
brochen gearbeitet, so daß „U-Oeutschland" am 2l. November wieder fahrbereit war.
Oie neue Ausfahrt des Bootes vollzog sich am hellen lichten Tage. Um 21. November
nachmittags 2 Uhr verließ „U-Veutschland" wiederum den Hafen von New London,
begleitet von einer ganzen Anzahl kleiner vollbesetzter Schlepper und Motorboote.
Oie Fahrt ging ohne besondere Schwierigkeiten vonstatten. Glücklich erreichte „U-
Oeutschland" den Gzean und später auch seinen deutschen Heimathafen.
Es hatte damit zum zweiten Male seine Aufgabe voll erfüllt. Leider konnte jedoch,
da die Absicht der vereinigten Staaten, sich aktiv am kveltkriege zu beteiligen, immer
offenkundiger geworden war, die vorbereitete dritte Fahrt nicht mehr zur Ausführung
kommen. „U-Oeutschland" wurde daher als Handels-Tauchboot abgerüstet und
im Frühjahr 1917 nach entsprechendem Umbau als Kriegs-U-Loot verwandt.
Unter der Bezeichnung „U 155" hat es dann unseren Gegnern noch manchen Schaden,
insbesondere im Mittelmeer hinzugefügt. Nach Beendigung des Krieges verfiel es,
wie alle übrigen deutschen U-Boote, der Ablieferung an den Feindbund. In
England sowohl wie in Frankreich wurde es später öffentlich zur Schau gestellt,
bis es schließlich in einem englischen Trockendock infolge einer Gasolinexplosion
der Vernichtung anheim fiel.
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Vas ist in großen Zügen die Geschichte der Deutschen Gzean-Reederei und ihrer
Tauchboote „U-Oeutschland" und „U-Bremen", die immerhin wert ist, in der Ge¬
schichte des gewaltigen Völkerringens hervorragend berücksichtigt zu werden. Allen
denen, die an dem kühnen handels-Tauchboot-Unternehmen Anteil gehabt haben,
gebührt uneingeschränkt der Dank der Nation.