Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Wilhelm Ehlers 
Garaus zu machen. Aber —! Mochten die Pläne der Gegner noch so fein erdacht, 
noch so wohl überlegt gewesen sein, die „Deutschland" fand dennoch ihren Weg und 
vollendete ihn. 
Nach etwa drei Wochen langer Fahrt — davon nur etwa 100 Meilen unter Wasser 
— erreichte sie glücklich die Deutsche Bucht! Noch viele Meilen von der deutschen Küste 
entfernt, empfing sie den ersten deutschen Gruß — aus der Luft. Ein deutsches 
Flugzeug hatte sie erspäht und gesellte sich, bis auf drei Meter herabsteigend 
zu ihr, um sie zur wohlbehaltenen Heimkehr zu beglückwünschen. Es muß ein erhe¬ 
bender Augenblick gewesen sein, der auf Kapitän König und seine Mannschaft seinen 
Eindruck nicht verfehlen konnte. 
Am 25. August frühmorgens trat die „Deutschland" ihren Triumphzug weser- 
aufwärts an. Trotz zeitweilig herniederströmenden Regens harrten von Bremerhaven 
bis Bremen wohl 150—200000 Menschen an den Ufern der Weser ihrer Ankunft. 
Wie eine gewaltige Welle pflanzte der Jubel sich fort von Grt zu Grt, von Stadt zu 
Stadt. Begleitet von Sperrdampfern zog sie majestätisch einher, von Land her klangen 
die Glocken und immer wieder erneute sich der Gesang des Liedes „Deutschland über 
alles", das gerade an diesem Tage seinen 75. Geburtstag feierte. Ein eigenartiger 
Zufall! „Deutschland über alles!" Vas Wort hatte an diesem Tage seine besondere 
Bedeutung! 
Die Mannschaft war sprachlos vor Überraschung, „vieles sind wir in Baltimore 
und in Washington gewohnt geworden, aber wir haben nicht geglaubt, daß man uns 
in Deutschland in solcher Weise empfangen würde", das war das Urteil! Genau um 
die Mittagsstunde fuhr die „Deutschland" in den Bremer Freihafen ein. Festlich be¬ 
flaggte Schiffe mit geladenen Gästen erwarteten sie und an der Anlegestelle hatte 
eine erlesene Gesellschaft, darunter der Grotzherzog von Oldenburg, die Vertreter 
von Bremens Senat und Bürgerschaft, die Spitzen der Militär- und Zivilbehörden 
und nicht zuletzt auch der allbeliebte Graf Zeppelin Aufstellung genommen, um 
beim Empfang des ersten deutschen Handels-Unterseebootes zugegen zu sein. Unter 
den Klängen des Liedes „Deutschland über olles" legte das Schiff an und dann 
hieß vr. Alfred Lohmann, der Gründer der Deutschen Ozean-Reederei, Schiff und 
Besatzung in herzlichen Worten im Namen der Reederei und des gesamten deutschen 
Volkes willkommen. Mit rühmenden Worten gedachte er des Unternehmens, das 
selbst Schiffahrtssachverständige vor kurzem noch als aussichtslos erklärt hätten. Mit 
Stolz betonte er, daß die Deutsche Ozean-Reederei mitten im Krieg den Vereinigten 
Staaten unter der deutschen Flagge habe Farben senden können, während Amerika 
selbst nicht einmal unbehelligt seine Post von Europa bekommen könne. Das habe die 
Besatzung der „Deutschland" vollbracht, die ohne vorherige Ansage hinausgefahren 
und trotz vorheriger Bekanntmachung den Hafen von Baltimore ungefährdet wieder 
habe verlassen können. Mit Worten herzlichsten Dankes für diese seemännische Leistung 
schloß Herr vr. Lohmann mit einem brausend aufgenommenen „hoch" auf die 
„Deutschland", ihren Kommandanten Kapitän König, die Offiziere und die Mann¬ 
schaft. Diese erwiderte mit einem dreifachen hoch auf Senat und Bürgerschaft der 
Freien und Hansestadt Bremen. 
So schlicht und einfach der Empfang der „Deutschland" sich äußerlich gestaltete, 
so eindrucksvoll war er für alle, die ihm beiwohnen durften. Der 25. August wird in 
der bremischen Geschichte wie in der Geschichte der deutschen Seeschiffahrt für alle
	        
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