Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

„U-Veutschland" 245 
Initiative zu seiner Ausführung ergriffen und ihn mit eiserner Willenskraft und Ent¬ 
schlossenheit mit Hilfe der Kieler Germaniawerft und des Norddeutschen Llogd ver¬ 
wirklicht zu haben. Nühnem Wagen folgte ein glänzendes Gewinnen! 
* 
Im September 1915 veranlaßte die Kriegslage Lohmann, mit erfahrenen Herren 
auf dem Gebiete des Schiffbaus Rücksprache zu nehmen, um festzustellen, ob es mög¬ 
lich sei, ein Tauchboot von etwa 600—8001 Tragfähigkeit zu bauen. An sich war die 
Idee nicht neu, denn schon im Anfang des Nrieges, als die Wirkungen der englischen 
Blockade sich mehr und mehr bemerkbar machten, und als die großen Erfolge unserer 
Nriegsunterseeboote zeigten, daß Unterseeboote nicht nur für die Verwendung im 
Bereich der Nüstengewässer, sondern auch für die Tätigkeit auf hoher See vorzüglich 
geeignet seien, wurde mehrfach der Gedanke geäußert, daß es möglich sein müsse, mit 
Unterseebooten Handelsgüter aus neutralen Ländern in das blockierte Deutsch¬ 
land ein- oder aus Deutschland dorthin auszuführen. Es erschien jedoch fraglich, ob die 
Nutzladung, die ein solches Unterseeboot tragen könnte, die hohen Baukosten und das 
große Risiko einer Fahrt über den Ozean aufwiegen und ob die Bauzeit solcher Boote 
nicht zu lang sein würde, um die Fahrzeuge noch im Nriege in Tätigkeit treten zu 
lassen. Diese Bedenken wurden jedoch bald beseitigt. Im Oktober lagen bereits ver¬ 
schiedene Pläne zweier Werften vor. Die Aktiengesellschaft „Weser" in Bremen hatte 
auf Lohmanns Veranlassung ein Tauchboot von ca. 6001 Tragfähigkeit entworfen, 
die Germania-Werft in Niel aus sich selbst heraus ein solches von 800 Tonnen. Letzteres 
sollte in der kurzen Zeit von 6 Nlonaten fertiggestellt werden, während die A.-G. 
„Weser", weil sie keine Nkotoren fertig hatte, eine Bauzeit von 11 Nlonaten fordern 
mußte. 
Zur Verwirklichung des Plans, mit Tauchbooten wieder Handelsbeziehungen mit 
Amerika aufzunehmen, hatte sich ein Syndikat gebildet, dem der Norddeutsche Llogd, 
vertreten durch Präsident Dr.-Jng. h. c. heineken, die Deutsche Bank, vertreten durch 
Dr. Paul Nlillington-Herrmann, und Herr Alfred Lohmann angehörten. Am 15. Ok¬ 
tober beschloß dies Syndikat, der Nruppschen Germaniawerft den Lau von zunächst 
zwei Unterseebooten zu übertragen. Während in Niel dann der Lau des ersten 
Handels-Unterseebootes mit Riesenschritten voranging, vollzog sich in aller Stille 
in Bremen der Aufbau der Reederei in allen ihren Einzelheiten, ohne daß die Öffent¬ 
lichkeit ahnte, welch wichtige Neuerung auf dem Gebiete der Seeschiffahrt und Tech¬ 
nik nun Raum und Gestalt gewann. Nach außen hin vertraten Herr Alfred Lohmann, 
der mit den Herren Generaldirektor Philipp heineken vom Norddeutschen Llogd 
und Nommerzienrat Dr. Paul Nlillington-Herrmann von der Deutschen Bank 
den Uufsichtsrat bildete, sowie Herr Direktor Earl Stapelfeldt, der Leiter der 
Frachtabteilungen des Nordeutschen Llopd als Geschäftsführer die Deutsche Ozean¬ 
reederei, welche am 8. November 1915 im Hause Schütting zu Bremen mit einem 
Napital von 2 Millionen NIark „zum Betrieb der Schiffahrt, sowie zum Betrieb 
aller Geschäfte und Unternehmungen und zur Beteiligung an solchen, welche nach 
dem Ermessen des Aufsichtsrates den Zwecken der Gesellschaft direkt oder indirekt 
dienen", gegründet wurde. Am 20. November setzte eine kurze Zeitungsnotiz in 
harmlosester Form die Öffentlichkeit von der Tatsache in Nenntnis, daß die neue 
Reederei ins Leben getreten sei und Herr Alfred Lohmann den Vorsitz im Aufsichtsrat
	        
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