Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

„u-Deutschland" 
Von Wilhelm Ehlers, 
Letter der Literarischen Abteilung des Norddeutschen Lloyd 
länger als ein Jahr schon tobte der Krieg. Oie Nordsee war blockiert. Me Waren 
aus neutralen Ländern, die irgendwie verdächtig erschienen, für die Feinde Englands 
bestimmt zu sein, wurden beschlagnahmt. Gelegentliche schwache Proteste der neu¬ 
tralen Länder verhallten. Bis zum Beginn des Frühjahres 1915 war von den ver¬ 
einigten Staaten von Amerika aus mit amerikanischen Schiffen noch ein geringer 
Verkehr mit deutschen Häsen aufrechterhalten worden. Englands erweiterte Prisen¬ 
ordnung und die Durchführung der Nordseeblockade hatten ihm ein Ende bereitet und 
damit gleichzeitig auch den Amerikanern die Möglichkeit genommen, gewisse für sie 
wichtige deutsche Erzeugnisse, die nur Deutschland liefern konnte und die es bis 
dahin in großem Umfange geliefert hatte, zu beziehen. Oie Isolierung Deutschlands 
schien also erreicht! Aber sie bedeutete für unser Vaterland damals noch keineswegs 
die Verwirklichung des feindlichen Aushungerungsplanes. Mt dem festen Willen 
durchzuhalten verband ganz Deutschland eine beispiellose Anspannung seiner inneren 
Kräfte, die sich auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens, insonderheit der Volks¬ 
ernährung, der Industrie und nicht zuletzt auch der Wissenschaft in ungeahnter Weise 
betätigte. Eine Reihe wichtiger neuer Errungenschaften, zum Teil aus der Not und 
den Anforderungen des Krieges heraus geboren, offenbarte sich unseren Gegnern 
nicht nur an den Kampffronten zu Lande, sondern auch zur See und in der Luft und 
ließ sie erkennen, daß es leichter sei, eine Aushungerung einzuleiten, als sie schlag¬ 
kräftig und erfolgreich durchzuführen. 
So etwa war die allgemeine Lage im Spätsommer 1915. Trotz aller Erfolge der 
Mittelmächte war jedoch mit einer baldigen Beendigung des Krieges nicht zu rechnen. 
Die Frage der Versorgung Deutschlands mit den für die Kriegführung besonders 
wichtigen Rohstoffen, wie Gummi, Nickel, Kupfer begann daher akut zu werden. 
Sie trug problematischen Charakter, solange die britische Blockade der Nordsee sich 
als wirksam erwies. Aber auch hier bewährte sich das Wort: „Kommt Zeit, kommt Rat." 
An der Wasserkante — mit Stolz dürfen wir es sagen, in Bremen — wurde zuerst 
der Gedanke lebendig, den versuch zu machen, mit unbewaffneten Untersee¬ 
booten den unterbrochenen Handelsverkehr mit Amerika wieder aufzu¬ 
nehmen und den Amerikanern im Austausch gegen amerikanische Rohstoffe gewisse 
deutsche Erzeugnisse zuzuführen, deren sie dringend bedurften. Dem inzwischen allzu 
früh verstorbenen Alfred Lohmann, dem damaligen Präsidenten der Bremer Han¬ 
delskammer, gebührt das Verdienst, diesem Gedanken nachgegangen zu sein, die
	        
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