Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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wenn auch bis Mai 1918 ein bedenklich stimmender Abbau der Versenkungserfolge 
noch nicht eintrat. Nun wäre trotz der verstärkten Gegenwirkung es wohl möglich 
gewesen, die Versenkungserfolge auf der höhe des Iuni-1917-Ergebnisses zu halten, 
wenn die Zahl der Zront-U-Loote entsprechend angewachsen wäre, als Ergebnis 
eines rechtzeitig beschlossenen großen Bauprogramms. Wäre dieses Ende August 
1916 verwirklicht worden, als hindenburg und Ludendorff sich grundsätzlich für den 
uneingeschränkten U-Boot-Krieg entschieden hatten, so hätten sich die Ergebnisse 
gerade im herbst 1917 auswirken müssen. Demgegenüber ist die höchste Zahl von 
Zrontbooten beim Befehlshaber der U-Boote der Nordsee, beim Führer der U-Boote 
Zlandern und dem Mittelmeer im September 1917 in der Zahl von 132 Booten 
erreicht worden, von da ab variiert diese Ziffer zwischen 110 Booten im Juni 1918 
und 123 im Oktober 1918. 
Unter diesen Umständen ist es nicht verwunderlich, daß sich vom herbst 1917 ab 
die Zront selbst mit der Frage des Nachschubs an U-Booten ernstlich zu befassen be¬ 
gann. Die Bestrebungen des Kommodore Michelsen und der Hochseeflotte in dieser 
Hinsicht führten Ende 1917 zur Schaffung des U-Boot-Amts, das als selbständiges 
Departement des Reichsmarineamts die materielle und personelle Organisation des 
U-Boot-Krieges in die Hand zu nehmen hatte. Der Zeitpunkt der Schaffung dieses 
Amts war insofern günstig, als man damals nach dem Zusammenbruch Rußlands 
hoffen konnte, größere Arbeiterzahlen für U-Boot-Bauten und Industrie verfügbar 
machen zu können. Leider erwies sich diese Hoffnung als irrig, da die Heeresleitung 
größere Arbeiterzahlen wegen der bevorstehenden Westoffensive nicht glaubte frei- 
machen zu können. Im U-Boot-Amt wurde deshalb ernstlich der Gedanke erwogen, 
ob es nicht richtig sei, die Entlastung an der Ostfront nicht zu einer lvestoffensive, 
sondern zu einer gewaltigen Stärkung des U-Boot-Kriegs auszunutzen. Dabei schien 
es immer noch möglich, mit den an der Ostfront freigewordenen Kräften Italien 
zu schlagen, was ganz besonders im Interesse einer weiteren Stärkung des an sich 
schon erfolgreichen U-Boot-Krieges im Nlittelmeer gelegen hätte. Da ähnliche Auf¬ 
fassungen äußerem vernehmen nach auch an verschiedenen Heeresstellen und auch 
bei Oberstleutnant Wetzeil in der Heeresleitung selbst bestanden, nahm der Chef des 
U-Loot-Amts, Vizeadmiral Ritter v. Mann, Bestrebungen in dieser Richtung auf. 
Diese Bestrebungen schlugen jedoch nicht durch. Es blieb daher bei der Westoffen- 
sive. Immerhin gelang es dem Lhef des U-Boot-Amts in kleinerem Ausmaße Ar¬ 
beiterzuweisungen bei der Heeresleitung durchzudrücken und vor allem die Ver¬ 
zögerungen in der Ablieferung von U-Boot-Materialien bei der Binnenlandindustris 
durch geeignete organisatorische Maßnahmen zu vermindern. 
Ausbau der Stützpunkte 
Auch ging das U-Boot-Amt sofort an einen starken Ausbau der Stützpunkte, um 
die vielfach zu langen Reparaturzeiten der Boote zu vermindern. Anfang April 1918 
wurde ein großzügiger Ausbau von pola und Lattaro ins Werk gesetzt. Es war be¬ 
sonders tragisch, daß z. B. der Ausbau der Pgavica-Anlage in der Lattarobucht ge¬ 
rade kurz vor der erforderlichen Räumung der österreichischen Stützpunkte fertig 
wurde. In der Heimat wurde der Ausbau der Holmanlage in Danzig, die Neueinrich¬ 
tung eines Stützpunktes in Lübeck, eines solchen in Zinkenwerder bei Hamburg (spä¬ 
tere Deutsche Werft A.-G.) und ein weiterer Ausbau der Emdener Anlagen ins
	        
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