Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Aus den Geheimnissen des U-Boot-Krieges 
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Westen und Nordwesten der Deutschen Bucht ein größeres Gebiet minenfrei zu 
machen. Bis zu diesem Gebiet sollten die Boote sicher durch Überwasserfahrzeuge 
geleitet werden, dann sollten sie die äußeren Minensperren getaucht passieren. Beim 
Einlaufen von außen war umgekehrt zu verfahren. Dieses Prinzip bewährte sich zu¬ 
nächst, führte aber später zu Verlusten, als der Feind durch seine die Deutsche Bucht 
bewachenden U-Boote unser verfahren ermittelt hatte, und nicht mehr einfache 
Minensperren auslegte, sondern ein Sgstem von Netzen und Minen, die außerdem 
in verschiedenen Tiefen standen. So fanden im September dort bewährte Nomman¬ 
danten, wie Kapitänleutnant Schwieger, „U 88", früher „U 20", und Kapitän* 
leutnant Berger, „U 50", den Untergang. Auch „U 106", Kapitänleutnant Hufnagel, 
verunglückte auf diesem Wege am 9. Oktober 1917 beim Einlaufen in die Deutsche 
Bucht. Da man sich zu einem gewaltsamen Räumen der äußeren feindlichen Sperren 
der Deutschen Lucht nicht entschließen konnte, mußte damals erstmalig bis auf wei¬ 
teres Ein- und Auslaufen auch der Uordsee-U-Loote durch die Ostsee angeordnet 
werden (Auslaufen durch Kleinen Belt, Einlaufen durch den Sund). 
vom September 1917 ab entschloß sich auch der neue Befehlshaber der U-Boote, 
Kommodore Michelsen, die Dover-Ealais-Passage wieder aufzunehmen. Am 28.5ep- 
tember stieß dabei „U 70", Kapitänleutnant Wünsche, auf dem Anmarschwege nach 
der Doverstraße mit dem Heck auf eine Netzmine, konnte aber glücklicherweise noch 
nach Zeebrügge eingebracht werden. Im November strandeten „U 48" und „U 94" 
infolge starker westlicher Stromversetzung bzw. Fehlweisung des Kreiselkompasses auf 
den Goodwin-Sänden. „U 94" kam nach starker Erleichterung des Bootes wieder frei, 
„0 48" mutzte am nächsten Morgen von der eigenen Besatzung gesprengt werden. 
Demgegenüber gelang Kapitänleutnant Rose mit „U 53" im Oktober in 13 Tagen 
eine Unternehmung mit einem Ergebnis von 28000 t. Nachdem im Januar nach 
Benutzung der Kanalpassage auch „U 87" (Speth-Schulzburg), „U 84" (Röhr), „U 93" 
(Gerlach) und „U 95" (Prinz) aus zunächst unaufgeklärter Ursache verlorengegangen 
waren und auch die U-Boot-FIottille Flandern neue feindliche Abwehrmaßnahmen 
in der Doverstraße festgestellt hatte, wurde auch von Kommodore Michelsen den 
Nordsee-U-Booten der Weg nördlich um England wieder freigestellt. 
3. Eine sehr empfindliche Abwehrmaßnahme, die England gerade ergriff, als 
unsere U-Boot-Wirkung im Juni ihren Höhepunkt erreichte, war die Bildung von 
Geleitzügen. Durch die Zusammenfassung von oft 20—30 Dampfern zu solchen 
Geleitzügen wurden einmal die Angriffsgelegenheiten zahlenmäßig verringert, zum 
anderen wurde die Durchführung des Angriffs technisch erschwert durch die dem 
Geleitzug beigegebenen Sicherungs- und U-Boot-Abwehrfahrzeuge. 
Die Organisation der Geleitzüge war bald in allen Kriegsgebieten durchgeführt,- 
im Mittelmeer, Atlantischen Ozean und auch in der Nordsee zwischen den Shetlands 
und Bergen. Der dortige Geleitverkehr war bald so stark, daß gegen ihn besondere 
U-Loot-Operationen angesetzt wurden. Zuerst wurden auch große U-Boote, später 
fast nur noch Bill-Boote dort verwandt, bis man 1918 sich endlich entschloß, mit 
Überwasserstreitkräften diese Verkehrslinie zu beunruhigen. 
Bedenklicher Rückgang in den Versenkungserfolgen 
Zusammengenommen bewirkten alle diese Abwehrmaßnahmen, daß schon vom 
Juli 1917 ein weiteres Ansteigen der versenkungsersolge nicht mehr möglich war,
	        
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