Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Aus den Geheimnissen des U-Boot-Krieges 
wenn es nun gemäß der Kaiserlichen Entschließung vom 6. März 1916 auch nicht 
zum verschärften U-Boot-Krieg kam, so hatten die auch vom neuen Lhef der Hoch¬ 
seeflotte — seit 15. Januar 1916 Admiral Scheer — stark gestützten Bestrebungen 
des Generalstabes und Admiralstabes immerhin doch folgendes Ergebnis: 
Nachdem schon am 11. dieses Monats eine Anweisung über die Behandlung be¬ 
waffneter Handelsschiffe ergangen war, nämlich, daß sie Kriegsschiffen gleichzuachten 
seien, brachte der 24. Februar den Befehl zur Wiedereröffnung des Handelskrieges 
an der Westküste Englands, wobei in erster Linie die Stationen an der irischen Süd¬ 
küste besetzt werden sollten. 
Oer neue Handelskrieg 
Am 24. Februar gab der Führer der Nordsee-U-Boote, Fregattenkapitän Bauer, 
in Emden selbst den U-Loot-Kommandanten die Befehle für den neuen Handels¬ 
krieg bekannt, der sich — nach dem oben Gesagten — von einem Handelskrieg „nach 
Prisenordnung" allerdings nur wenig unterschied. Neue Hoffnung belebte alle 
U-Loot-Fahrer, daß es auf dem Wege über diese eingeschränkte Form nun doch 
zum wirkungsvollen Gebrauch der U-Boot-Waffe kommen werden daß der neue 
Anlauf schon nach 2 Monaten wieder zusammenbrechen würde, blieb glücklicherweise 
vom Schleier der Zukunft verhüllt. Noch Ende des Monats gingen „U 22" und „U 32" 
nach der Westküste in See. Bis Ende April zeitigte die Handelskriegführung von der 
Nordsee aus ein sehr erfreuliches Ergebnis. 
Versenkungsergebnisse von 20—300001 wurden erzielt von „U 70", Kapitän» 
leutnant Wünsche, „U 44", Kapitänleutnant Wagenführ, „U 69", Kapitänleutnant 
Wilhelms, „U 66", Kapitänleutnant v. Bothmer, „U 20", Kapitänleutnant Schwie¬ 
ger,' der April wies bereits ein Ergebnis von 86455 t auf, deutlich zeichnete sich die 
Steigerungsmöglichkeit selbst dieser eingeschränkten Kriegführung bei dem günstigeren 
Wetter der Sommermonate ab. 
Zn Flandern traf der Eröffnungsbefehl vom 24. Februar gerade mit dem Ein¬ 
treffen der verbesserten B-Boote auf diesem Kriegsschauplatz zusammen. „OB 18", 
Steinbrink, „116 29", Pustkuchen, begaben sich sofort an erneute Pionierarbeit jen¬ 
seits der Linie Vover-Ealais,' aber gerade hierbei trat das Ereignis ein, das für die 
U-Boot-Kriegführung von ganz besonderer Tragik werden sollte, die Versenkung 
des französischen Dampfers „Sussex" durch „06 29" am 24. März 1916. Lei ihrer 
Bemalung und Bauart mutzte der U-Boot-Kommandant die „Sussex" für ein 
Transportschiff halten. Da sie jedoch ein Passagierdampfer war und durch 
die Untersuchung nach dem gelungenen Einschleppen die Torpedierung einwandfrei 
festzustellen war, ergab sich für England erneut die Möglichkeit, Amerika zu Noten 
gegen uns aufzupeitschen. Der Notenwechsel schleppte sich etwa einen Monat lang 
hin, am 25. April kam als Folge der Wilsonschen „Niederboxungsnote" (wie Tirpitz 
sie nennt) der Befehl, daß nur noch Handelskrieg nach Prisenordnung von den 
U-Booten geführt werden dürfe. 
Schon während der Verhandlungen, die diesem Befehl vorausgingen, hatte 
Admiral Scheer, in seiner Eigenschaft als Flottenchef das starke Votum an den Ad¬ 
miralstab gerichtet: Entweder verschärften U-Boot-Krieg oder nur rein militärische 
Verwendung der Boote, keinesfalls aber Handelskrieg nach Prisenordnung. Der 
Führer der U-Boote, Fregattenkapitän Bauer, war, in dem Bestreben, sich von den 
15'
	        
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