Die digitale Landesbibliothek Oberösterreich

226 
Albert Sauer 
zuzog. Im Anschluß daran erfolgte am 17. März Tirpitz' Entlassung. Oie Geschichte 
hat ihm recht gegeben. Im März 1916 war es zur Erklärung des unbeschränkten 
U-Boot-Krieges höchste Zeit. Auch wenn Amerika uns damals sofort den Krieg hätt« 
erklären können, so unterliegt es doch keinem Zweifel, daß England mit seiner ganzen 
U-Loot-Abwehrentwicklung damals noch weit hinter dem Stand vom 1. Februar 
1917, wo die Erklärung des unbeschränkten U-Boot-Krieges erfolgte, zurück war. 
Armierte Dampfer gab es erst in geringer Zahl, wieviel Zeit und Arbeit gehörte 
dazu, die 20000 Geschütze zu schaffen, die nach unseren Berechnungen zur Armierung 
der größeren feindlichen Dampfer nötig waren! Die Jellicoeschen, schon im Sommer 
1915 gemachten Anstrengungen, eine starke Minenverseuchung der Deutschen Bucht 
herbeizuführen, scheiterten daran, daß ein brauchbarer Minentgp noch nicht vor¬ 
handen war; erst 1916 wurde er entwickelt, worauf 100000 dieser neuen Minen 
bestellt wurden, vor Ende 1917 konnten sie aber nach Zellicoes eigener Angabe 
nicht mit Erfolg zum Tragen kommen,' bis dahin hatten wir einen im März 1916 
begonnenen verschärften U-Boot-Krieg mit größter Wahrscheinlichkeit bereits ge¬ 
wonnen. Hunderte von bestellten feindlichen Lewachungs- und Geleitfahrzeugen 
waren noch im ersten Baustadium, 1917 waren sie fertig. 
U-Boots-Bestand März 1916 
Eine weitere Frage ist die, ob wir selbst die genügende Bootszahl hatten, um im 
März 1916 den unbeschränkten U-Boot-Krieg beginnen zu können? Führen wir uns 
zur Beantwortung der Frage den Bootsbestand vom März 1916 vor Augen: 
wir hatten in der Front: 
25 große Boote, 
43 kleine Boote; 
unmittelbar vor ihrer Fertigstellung: 
52 große Boote, 
89 kleine Boote. 
Oie 25 großen Boote waren mit drei Ausnahmen voll eingefahrene Boote mit 
großer personeller Kriegserfahrung. Die im Lau als „unmittelbar vor ihrer Fertig¬ 
stellung" bezeichneten Boote kamen von April ab mit noch nie dagewesener Schnellig¬ 
keit. Oie monatliche Ouote neu in Dienst gestellter Boote ist während des Krieges 
sogar nie wieder so günstig geworden wie vom 1. April 1916 bis 1. Januar 1917. 
So betrugen die Monatsindienststellungen 1916: 
im März 9 Boote 
.. April 8 „ 
Mai 9 ., 
., Juni 8 .. 
.. Juli 9 ., 
.. August 10 ,. 
„ September 10 „ 
„ Oktober 11 „ 
„ November 11 „ 
„ Dezember 15 „ 
Ein so günstiger Zuwachs wäre durch die Anstrengungen 
des U-Loot-Amts erst wieder vom November 1918 ab 
zustande gekommen, vom November 1918 bis November 
1919 würde der monatliche Zuwachs durchschnittlich 
etwa 27 Boote betragen haben, darunter große und 
größte.