Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Hugo v. waldeger-hartz 
lagen bewährte sich nach jeder Richtung hin. Überall spielten Scheinwerfer. Ivo nur 
ein Spalt in dem künstlichen Nebel war, stachen ihre langen Arme hindurch. Gut 
getarnt, näherten sich zunächst zwei britische Blockschiffe Ostende, die alten Rreuzer 
„Brilliant" und „Sirius". Sie wurden von Motorbooten, Torpedobooten und anderen 
Kahrzeugen begleitet. Dahinter tauchten größere Schiffe auf. Nus ihren grauen 
Leibern blitzten grelle Schüsse. Unheimlich, wie die vom Nebel umbrauten Schatten 
näher und näher kamen, ab und an nur vom silbernen Licht der Scheinwerferkegel 
gefaßt. Die Llockschiffe drangen bis auf 500 m zur Hafeneinfahrt vor, wurden dann 
versenkt — ein völlig zweckloses Unternehmen — und von ihren Besatzungen verlassen. 
Oie übrige „Mahalla" zog sich zurück. Ruf deutscher Seite hatte der Angriff zwei 
Tote und zwei Verwundete gekostet. Oie Briten hatten sicherlich schwerere Verluste 
zu beklagen,' ganz abgesehen davon, daß sie zwei, für ihre Sonderzwecke wohl aus¬ 
gerüstete Rreuzer — die Schiffe waren mit Zement gefüllt und zum Sprengen ein¬ 
gerichtet — nutzlos vergeudet hatten. Oas Marinekorps sah sich am nächsten Morgen 
die Llockschiffe näher an. Was mitnehmenswert schien, Geschütze und Munition, 
wurde in aller Ruhe geborgen. 
Etwas später als bei Dstende, kur; nach Mitternacht, begann der Angriff gegen 
den Hafen und die Mole von Zeebrügge. hier versuchten die Monitore „Erebus" 
und „Terror" auf große Entfernungen Vorarbeit zu leisten und die deutsche Abwehr 
niederzuhalten. Im Handumdrehen war die Alarmbereitschaft hergestellt, suchten 
Leuchtgeschosse und Scheinwerfer den Keind. von See her ballten sich dichte Bänke 
künstlichen Nebels gegen die Rüste vor. Trotzdem eröffneten die Batterien Raiser 
Wilhelm I I., Schleswig-Holstein und Krega ein langsames Keuer gegen die Monitore, 
die sich durch aufblitzende Schüsse verrieten. 
Auf der Mole von Zeebrügge stand eine Batterie von drei 10,5-cm- und zwei 
8,8-cm-Schnelladegeschützen. Rommandeur ist seit 1914 der Leutnant d. R. der Ma¬ 
trosenartillerie Schütte. Um halb eins vernimmt er Motorengeräusche. Trotz Leucht¬ 
kugeln ist nichts zu sehen. Immer dichter wälzt sich künstlicher Nebel heran, von See 
her schlagen Granaten ein. „Molenverteidigung!" wird befohlen. Oie Molenbatterie 
schießt in Richtung des Motorengeräusches. Rurz darauf taucht ein Schiffsrumpf auf. 
Oie 10,5-cm-Geschütze nehmen ihn als Ziel, die 8,8-cm-Geschütze verfeuern Leucht¬ 
geschosse. Treffer nach Treffer sitzt. Es ist der britische Rreuzer „Vindictive". Aus 
500 m erkennt man: er ist überladen mit Landungstruppen! Unter ihnen würgt der 
Tod. Oie britischen Führer, Eaptain halahan und Eolonell Elliot, fallen. Oie Mehr¬ 
zahl der Laufbrücken, über die gelandet werden soll, wird zu Trümmern geschossen. 
Im toten Winkel der Molenbatterie kommt die „Vindictive" außer Sicht. Nur zwei 
deutsche Luftabwehr-Maschinenkanonen überschmettern sie noch mit Geschossen. 
Unterstützt von zwei Schleppern macht der Rreuzer an der Mole fest. Oas gleiche 
versucht der Schlepper „Iris". Seine Leute werden aber niedergemacht, kaum daß sie 
auf die Mole gesprungen sind. „Iris" legt wieder ab. Jetzt rührt sich im Hafen, fest¬ 
gemacht an der Innenkante der Mole, das deutsche Torpedoboot „V 69", Romman¬ 
dant Oberleutnant zur See Lenecke. Er nimmt die Laufplanken, die Rommandobrücke 
und den Mast der „vindictive" unter Keuer. von anderen deutschen Torpedobooten 
stürmen Mannschaften zum Nahkampf herbei. Die Ausschiffung der britischen Lan¬ 
dungstruppen geht nur langsam vor sich. Oie „vindictive" arbeitet schwer in der See. 
Nur zwei ihrer Laufbrücken sind noch verfügbar. Trotzdem glückt es den Briten, unter
	        
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