Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Der Kampf um Oftende und Zeebrügge 
Von Kapitän zur See a. D. Hugo v. Waldeyer-Hartz 
3u den seltsamsten, kecksten und erbittertsten Kämpfen, die der Weltkrieg gesehen 
hat, gehören die britischen versuche, die deutsche Seefront in Flandern, insonderheit 
ihre Stützpunkte des Kleinkrieges, ;u erschüttern, wer die Entwicklung der Dinge rück¬ 
schauend betrachtet, mutz zu dem Ergebnis gelangen, daß es ein schwerer Fehler der 
britischen Seekriegsleitung war, daß sie die Eroberung Ostendes, vor allem aber den 
Ausbau des Küstengebietes zu einer Stellung erster Ordnung nahezu störungslos 
zuließ. Deutsche Befestigungskunst und Waffentechnik haben an dem Küstensaum von 
Raversgde (6 km westlich Ostende) bis zur niederländischen Grenze wahre Triumphe 
gefeiert. Ls wurden Geschütze bis zum schwersten Kaliber aufgestellt, insgesamt 
37 Batterien, Werft- und zahlreiche vockanlagen geschaffen, gewaltige Baggerarbeiten 
geleistet, Häfen für Torpedoboote und Flugzeuge gebaut und bombensichere Unter¬ 
schlupfräume für U-Boote unter der Erde angelegt, die ihresgleichen überhaupt noch 
nicht hatten, hinzu kamen gut ausgebaute Znfanteriestützpunkte, Scheinwerfer-, 
Signal- und Nachrichtenanlagen aller Art,- ferner ein bis ins kleinste durchgebildetes 
Sgstem von Anlagen zur Befehlsübermittlung, das seinen Mittelpunkt beim General¬ 
kommando des Marinekorps in Brügge hatte. So vollkommen wie ein modernes 
Kriegsschiff technisch durchgebildete ist, so vollkommen war auch die Küstenwehr der 
Marine an Flanderns Küste. Und alles war entstanden — wir heben es nochmals 
hervor —, obwohl die Engländer behaupteten, sie beherrschten die See. Die britische 
Admiralität hat auch hier den Einsah von Kampfkraft gescheut. Die Groß-Seefestung 
Ostende wäre bei einem tatkräftigen Gegner nie und nimmer in dieser Form ent¬ 
standen. Daß auch der Engländer letzten Endes begriff, wie schwer der begangene 
Fehler war, ergibt sich nicht nur aus den wütenden Flandernkämpfen an Land mit 
ihren Hekatomben an Menschenopfern, sondern vor allem auch aus den wiederholten, 
wenn auch stets ergebnislos verlaufenen versuchen, von See her die Stellung der 
Deutschen bei Ostende einzudrücken. 
In der Nacht vom 11. zum 12. April 1918 bombardierten mehrere britische Moni¬ 
tore die Küste bei Ostende. Feindliche Motorboote legten gleichzeitig eine künstliche 
Nebelwand. Auch von Land her wurde gewaltig gefeuert. Flieger griffen die Werft- 
und vockanlagen an. Dies war der erste versuch, die „U-8oot-pest in Zeebrügge" 
auszuräuchern. Er mißglückte vollständig. Ein feindliches Motorboot fiel den Deutschen 
in die Hand. Der Kommandierende Admiral des Marinekorps ordnete von Stund ab 
erhöhte Bereitschaft an. Es folgten Tage mit Schlechtwetter. In der Nacht vom 
23. zum 24. April wiederholte der Feind den Angriff. Die Ziele waren abermals 
Ostende und Zeebrügge. wieder hämmerten von Land und See her schwerste Ge¬ 
schosse aus die Küstenwerke. Sie richteten nicht viel Schaden an. Der Ausbau der An¬
	        
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