Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Unbekanntes von Luftschiffen 
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tragung des Feuers muß durch die Luft erfolgt fein, denn die unterirdischen Zu¬ 
führungsleitungen für das Wasserstoffgas waren abgesperrt und außerdem bei 
sofortiger Nachprüfung gänzlich unversehrt vorgefunden. Durch diese starke Expansion 
der drei brennenden Luftschiffe ist dann auch die andere weit entfernt liegende 
Hallengruppe in die Luft geflogen. 
Ich erhielt die Nachricht, kur; nachdem das Unglück geschehen war. durch den 
§. d. L. Fregattenkapitän Straffer, den aber auch solche Ereignisse nicht aus seiner 
unerschütterlichen Ruhe bringen konnten, telephonisch, denn durch den Ausfall der 
Ahlhorner Schiffe mußten wir, die übrig geblieben waren, nun um so mehr fahren, 
bis auch uns, die wir damals in Tondern lagen, ein jähes Schicksal „arbeitslos" machte. 
Englischer Fliegerangriff auf den Luftfchiffplatz Tondern 
Zn meiner am Nordrand von Tondern liegenden Wohnung wurde ich eines 
Tages morgens früh durch das Motorengeräusch von Flugzeugen geweckt und über¬ 
legte mir. wer das fein könnte, denn unsere Zagdschutzstaffel, die zum Schutz der 
Luftschiffhallen auf dem Platz lag. hatte seit einigen Tagen Startverbot bekommen, 
da der Platz so schlecht planiert war, daß bei sehr vielen Landungen und Starts die 
Flugzeuge über Ropf gingen und beschädigt wurden. Dank eines vorzüglichen Spio¬ 
nagedienstes, der in dieser Gegend ein verhältnismäßig einfaches Arbeiten hatte, 
war dieser Umstand den Engländern nicht verborgen geblieben. Da sie die Abwehr- 
batterien nicht sonderlich zu fürchten brauchten, suchten sie sich also diese Zeit, in der 
unsere Abwehrflugzeuge notgedrungen stillgelegt waren, zum Angriff auf Tondern 
aus. Und sie haben ihn hervorragend schneidig und auch ritterlich durchgeführt. 
vom Flugzeugmutterschiff bei Horns Riff ausgesetzt, starteten sechs Landjagd¬ 
maschinen, von denen aber drei schon auf dem Anflug auf dänischem Grund und 
Loden notlanden mußten. Die anderen drei wurden von unserer Zliegermeldestelle 
an der Rüste prompt gesichtet und telephonisch gemeldet, aber die Abwehrbatterien 
waren machtlos, denn die Engländer flogen so tief, daß ein Schießen nach ihnen so 
gut wie unmöglich war. Als ich aus dem Fenster sah, flog gerade eine Maschine, mit 
Rurs auf die hallen, etwa 3—5 m über mein Haus, um dann in wenigen Metern 
höhe über die Wiesen nach dem Platz „hinzuzwitschern", wie man sagt. vort standen 
unsere Haltemannschaften» infanteristisch wenig geschulte Seewehrleute, die nun mit 
Gewehren ein mehr oder minder gut gezieltes Feuer auf die angreifenden Flugzeuge 
abgaben. Ader das störte diese nicht, denn sie waren von der Westfront her andere 
Abwehr gewohnt, sie schossen mit ihren deutlich sichtbaren eingebauten Maschinen¬ 
gewehren nicht nur nicht wieder, sondern winkten vielmehr unseren Leuten unten 
mit der Hand zu, bis sie in unmittelbarer Nähe der hallen die Maschine hochzogen, 
um eben gerade über das Hallendach hinweg zu kommen und dabei eine oder mehrere 
kleine Bomben in die halle hineinzuwerfen. Sofort stand die große Ooppelhalle, in 
der die beiden Schiffe „L 54" und „L 60" lagen, in Flammen, und um eine Bestätigung 
ihres Erfolges zu haben, stand eins der drei Flugzeuge etwas weiter östlich und photo¬ 
graphierte, die aufgehende Sonne im Kücken, den Schauplatz ihrer Tätigkeit. So 
schnell wie sie gekommen, verschwanden sie auch wieder und flogen zum Teil in 
wenigen Metern höhe über unsere Abwehrbatterien davon, nachdem eins von ihnen 
noch ein Rad seines Fahrgestells auf dem Luftschiffplah verloren hatte. Alle drei
	        
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