Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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horst Freiherr Treusch v. Buttlar-Brandenfels 
Gondel ab, und das 5chiff trieb dann über die Alpen hinweg steuerlos nach dem 
Mittelmeer, wo es verschollen ist. Der „L 55" wurde schwer verletzt von seinem 
Kommandanten Kapitänleutnant Flemming noch nach Deutschland gebracht, konnte 
aber seinen Heimathafen nicht mehr erreichen und mußte bei Tiefenort an der Werra 
eine Notlandung vornehmen, bei der das Schiff so stark beschädigt wurde, daß es an 
Grt und Stelle abmontiert werden mußte. 
Solche Verluste ließen sich nun einmal nicht vermeiden, sie waren, wenn auch 
schmerzlich, so doch nicht so ärgerlich, wie solche, die entweder durch Unvorsichtigkeit 
oder sonstige Verquickung unglücklicher Umstände hervorgerufen wurden. Manchmal 
gingen dabei auch alte Schiffe verloren, um die es nicht besonders schade war. denn 
die Entwicklung des Luftschiffbaus Zeppelin ging gerade in den Kriegsjahren so 
rapide vor sich, daß ein Schiff höchstens ein Jahr lang den Anspruch machen 
konnte, modern zu sein. Kleinere Verbesserungen hatte eigentlich jedes Schiff seinem 
Vorgänger gegenüber. 
Die Katastrophe von Ahlhorn 
Einer der Verluste, die für die Marineluftschiffahrt am härtesten fühlbar wurden, 
war die Katastrophe von Ahlhorn am 5. Januar 1918. Dort in Ahlhorn, südlich 
Oldenburg, war während des Krieges der modernste und größte Marineluftschiffplatz 
angelegt worden. Es standen dort nicht weniger als 6 große, moderne voppelhallen 
mit Gasanstalt und allem Zubehör, so daß Raum für 12 Luftschiffe vorhanden war. 
hier lag auch infolge der Größe des Platzes der $. d. L. mit seinem Stab. Am ge¬ 
nannten Tage brannte plötzlich nachmittags um 5 Uhr ein Luftschiff in der halle 1 
auf, und zwar entstand das Feuer in der Hinteren Gondel und zwangsläufig brannte 
also auch das mit ihm zusammenliegende Luftschiff sofort ab. Vas eine in der Neben¬ 
halle liegende Schiff blies, wohl infolge der starken Temperaturzunahme, stark ab 
und das sich entwickelnde Knallgas wurde nur allzu leicht durch Funken entzündet. 
Jetzt trat aber ein Ereignis ein, das kein Mensch jemals auch nur hätte ahnen 
können. Genau 8 Sekunden nach dem Brand der halle 2 explodierten auf einen 
Schlag die drei anderen Luftschiffe, die in der 800 m weit davon entfernt liegenden 
Hallengruppe lagen, hier sah die Verwüstung am schlimmsten aus. vie schweren 
Hallenbinder standen nur noch bis zur höhe von einem Nieter über der Erde und die 
Hallendächer waren durch die Gewalt der Explosion auf die dicht neben den hallen 
stehenden Kasernen der Luftschiffbesatzungen geworfen worden, vie sofort eingeleitete 
Untersuchung hat eine Schuldfrage nie geklärt, viele Anzeichen sprechen dafür, daß 
es sich um einen Akt der Sabotage handelt, zumal auch noch in den letztenJahren immer 
wieder Gerüchte dieser Art auftreten, vielleicht handelt es sich aber auch um ein 
Zusammentreffen unglücklicher Umstände. Und man müßte sich in diesem Falle die 
Katastrophe aus einer Unvorsichtigkeit, über deren Folgen sich die Betreffenden nicht 
klar waren und nach Lage der Sache auch gar nicht klar sein konnten, erklären. In der 
Hinteren Maschinengondel des zuerst in Brand geratenen Luftschiffes waren die 
Gondelreiniger damit beschäftigt gewesen, die Gondel und vor allem die Lilg sRaum 
unter dem Motor) zu säubern, hier haben sie Putzbaumwolle, die mit Benzin getränkt 
war. liegen lassen, die sich dann aller Wahrscheinlichkeit nach selbst entzündet hat und 
so zunächst das darüber befindliche Schiff in Brand setzte, vaß nun auch die Nebenhalle, 
die 60 m davon stand, mit aufbrannte, damit hatte nie jemand gerechnet, vie Über¬
	        
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