Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

162 
horst Freiherr Treusch v. Buttlar-Brandensels 
hier im hellen Lampenlicht zahlreicher Scheinwerfer konnten wir uns erst mal an¬ 
sehen, wie unser Schwan aussah. In langen Zetzen hing die hülle bis weit hinter dis 
vordere Gondel herunter, zahlreiche Träger des Gerippes waren verletzt, teils ge¬ 
brochen, teils so verbogen und verunstaltet, daß sie ausgewechselt werden mutzten. 
Noch in der Nacht ging ein Telegramm an den Luftschiffbau Zeppelin nach Kriedrichs- 
hafen ab, und schon am nächsten Abend waren die Keparaturarbeiten in vollem Gange. 
Nach zehn Tagen zeigte nur die neue saubere hülle am Lug des Schiffes die Stelle, 
an der es schwer verletzt worden war. Es hat nach dieser Zahrt noch viele hundert 
andere Zährten, zum Schlutz als Schulschiff, erfolgreich ausgeführt, ein Zeichen der 
damals schon recht guten und festen Gerippekonstruktion unserer Zeppelinluftschiffe. 
Lei der ersten Probefahrt nach der Reparatur suchten wir natürlich die Stelle der 
unfreiwilligen lvaldlandung aus. Ls war ein ganz ansehnliches Loch, besser gesagt 
ein Neil, den wir in den Wald gefahren hatten, und Tannen von 25 und 35 cm Durch¬ 
messer waren wie Streichhölzer zusammengeknickt. Zn freien Stunden bauten Unter¬ 
offiziere der Besatzung aus dem „abgefahrenen" hol; eine Lank, auf der man in Ruhe 
darüber nachdenken konnte, datz bei fallendem Barometer auch die Zahrhöhe des 
Luftschiffes abnimmt, wenn man den Höhenmesser nicht entsprechend korrigiert. 
Der Verlust des „L12' 
AIs anfangs des Jahres 1915 die ersten neuen Schiffe des vergrötzerten „L 10"- 
Tgps an die Zront kamen, konnte man dem Gedanken planmätziger Luftangriffe auf 
England nähertreten. Diese Schiffe waren gegen den vorhergehenden Tgp ganz 
wesentlich verbessert. Rn Rauminhalt waren sie zirka 10000 cbm grötzer als ihre Vor¬ 
gänger, also etwa um die Hälfte grötzer als diese, und hatten anstatt der drei 180 PS 
vier Magbachmotoren von je 240 PS an Lord, wodurch ihre Geschwindigkeit erheblich 
gesteigert worden war. 
Bei Beginn der Luftschiffangriffe auf England war die Abwehr drüben gering, 
erst mit zunehmender Zahl und Stärke der Angriffe wurde sie erheblich gesteigert. 
Trotzdem gelang es auch schon damals den Engländern, ein oder das andere Luft¬ 
schiff herunterzuholen. Oie Abwehr lag in den ersten Rriegsjahren hauptsächlich 
festen und fahrbaren Luftabwehrbatterien ob, erst im Laufe der Zeit wurde auch das 
Zlugzeug zum Abwehrmittel gegen angreifende Luftschiffe ausgebildet und verwandt. 
Am 10. August 1915 griffen die vier neuesten Schiffe, über die wir damals ver¬ 
fügten, „L 10", „L 11", „L 12" und „L 13" die Südostecke Englands mit dem Hauptziel 
London an, und alle Schiffe kanien zum erfolgreichen Angriff und auch wohlbehalten 
zurück bis auf den „L 12", der beim Angriff durch englische Abwehrbatterien schwer 
beschädigt worden war. Sein Rommandant (Oberleutnant zur See peterson voll¬ 
brachte mit seiner Besatzung, mit der er später mit dem „L 32" über London brennend 
abgeschossen wurde, eine luftfahrttechnisch ausgezeichnete Leistung, weil es ihm ge¬ 
lang, das schwer havarierte Schiff davor zu bewahren, datz es in Zeindeshand fiel. 
Sehr bald nach dem Angriff, etwa um 12.30 Uhr nachts, bekam das Schiff beim 
passieren einer Abwehrbatterie heftiges Granatfeuer, durch das sofort drei Zellen 
so schwer getroffen wurden, datz das Wasserstoffgas in wenigen Minuten aus den 
grotzen Schutzöffnungen ausströmte. An ein Klicken der Zellen war bei den grotzen 
Löchern gar nicht zu denken. Oer Rommandant war sich bewutzt, datz er das so schwer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.