Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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horst Freiherr Treusch o. Buttlar-Brandenfek 
über das Vach der Halle hinweg. Wir mußten nun wieder abdrehen und gegen den 
wind einen neuen Anlauf zur Landung machen. Oer Mann am Scheinwerfer hatte 
wohl von selbst seine Dummheit eingesehen, oder war telephonisch, wahrscheinlich 
nicht gerade sehr sanft, darauf aufmerksam gemacht worden, jedenfalls blendete der 
Scheinwerfer ab, als wir gerade über der halle waren, und leuchtete, vielleicht infolge 
des Schrecks, der ihm in die Glieder gefahren war, auch nicht wieder, als wir schon die 
halle passiert hatten und nach Backbord abdrehten. Venn jetzt hätte er leuchten müssen, 
damit wir den Platz im Auge behielten und nicht aus Sicht verloren. Es war klar, 
daß uns der starke Südwind, der ganz erheblich kräftige Vertikalböen mit sich brachte, 
weit nach Norden vom Platz abtreiben würde. Wir drehten aber schon wieder auf 
südlichen Rurs in der vermeintlichen Richtung auf den Landungsplatz zu und steuerten 
in einer höhe von etwa 100 m, wie ich mich noch gerade durch einen Blick auf den 
Höhenmesser überzeugen konnte, da gab es auf einmal einen furchtbaren Urach im 
Schiff, alles wurde durcheinander geworfen, kurz es war klar, wir mußten irgend¬ 
einen hochstehenden Gegenstand gerammt haben. 
Infolge des Anpralls war der vordere Motor stehengeblieben, aus welchem 
Grund wußten wir noch nicht, denn auch das Licht in der vorderen Gondel war aus¬ 
gegangen, und um uns herum war nichts als pechrabenschwarze Nacht. Instinktiv 
griff ich nach den Maschinentelegraphen und stellte die beiden Hinteren Motoren ab, 
da ich zuerst annahm, daß wir nur den hohen Gasometer unserer Gasanstalt, die in 
der Nordwestecke des Platzes stand, gerammt haben konnten, und etwa ausströmendes 
Wasserstoffgas aus dem 40000 cbm fassenden Behälter hätte sich als Unallgas leicht 
an den heißen Auspufftöpfen der laufenden Motoren entzünden können. Ich selbst 
saß mit dem Steuermann und dem höhensteurer eng umschlungen auf dem vorderen 
Motor, wir drei hatten den Kartentisch auf den Beinen, und nun merkten wir, daß 
die Gondel ein ganzes Stück kürzer geworden war. Beim Herumtasten in der Dunkel¬ 
heit ergriff ich plötzlich etwas Weiches, Stacheliges und stellte fest, daß wir nicht den 
Gasometer, sondern einen Wald über den Haufen gefahren hatten. Zuerst wurde 
nachgefragt, ob jemand von der Besatzung zu Schaden gekommen war, es war aber 
in der vorderen Gondel jedenfalls alles klar, nur der Seitensteurer war spurlos ver¬ 
schwunden. Er war, wie sich später herausstellte, infolge des Anpralls mit einem 
Hechtsprung außenbords gegangen, hatte sich aber edlere Körperteile nicht verletzt, 
und nach drei Tagen humpelns war er wieder voll verwendungsfähig. 
Oer vordere Motor war nicht wieder in Gang zu bekommen, das konnte man 
schon beim oberflächlichen Ableuchten mit der Taschenlampe sehen, denn er war von 
den Fundamenten gerissen und die Übertragungswellen nach den seitlichen Pro¬ 
pellern hatten ganz erhebliche Unicke. Wenn nun die Hinteren Motoren auch nicht 
klar waren, so war das Schiff manövrierunfähig, und es mußte daher auf alle Fälle 
vermieden werden, daß es sich wieder losriß und durch den starken Wind aus See ab¬ 
trieb. Aus diesem Grund ließ ich bei den vordersten drei Gaszellen Gas ziehen, d. h. 
aus den oben sitzenden, sogenannten Manövrierventilen Gas heraus, um das Schiff 
auf diese Weise schwerer zu machen. Infolgedessen senkte es sich immer mehr in den 
Wald, die zahlreichen Aste des dichten Tannenwaldes krachten und drückten sich in 
das Schiff hinein und hielten es so fest. 
Nun hatten wir keine Ahnung, in welcher Gegend vom Luftschiffplatz Nordhol; 
wir saßen, denn Wald war sehr viel in der Umgebung, plötzlich sahen wir von oben
	        
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