Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Sabotageakte und Kriegführung 
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wie groß waren die Schäden durch Rriegsgefangenensabotage? 
Auch bei der durch die Kriegsgefangenen verübten Sabotage war der 
tatsächliche Schaden viel größer, als der amtlich gemeldete, hierfür sprachen 
schon die natürlichen Begleitumstände. Line ausreichende Bewachung der auf Tau¬ 
senden von Arbeitsplätzen verteilten Gefangenen war bei dem Mangel an Personal 
ebenso unmöglich wie die restlose Prüfung der hunderttausende wöchentlich ein¬ 
laufender Liebesgabenpakete technisch nicht durchführbar war,' sie mutzte sich auf 
öftere und größere Stichproben beschränken, Die Nichtaushändigung der Pakete verbot 
sich von selbst, weil sie einerseits eine wertvolle Ergänzung bei der Ernährung der Kriegs¬ 
gefangenen bildeten, andererseits aber zu befürchten war, daß dann die deutschen Ge¬ 
fangenen in Frankreich noch schlechter behandelt worden wären, als dies schon der Zall 
war. Unter diesen Umständen war es unvermeidbar, daß zahlreiche Sabotagemittel in 
die Hände der Gefangenen gelangten und von ihnen auftragsgemäß verwendet wur¬ 
den. Endlich hat auch in vielen Zöllen trotz aller Warnungen durch die Presse die un¬ 
verständliche „Sorglosigkeit" der deutschen Arbeitgeber dieSabotage geradezu gefördert. 
AIs Gesamtergebnis der Rriegsgefangenensabotage müssen wir feststellen: Sie 
war großzügig organisiert und sollte, wie es in der angeführten Anweisung heißt, 
wie eine „Geißel" aus das deutsche Volk niedersausen. Sie hat dieses Ziel dank der 
aufmerksamen deutschen Abwehr und der strengen, abschreckend wirkenden behörd¬ 
lichen Maßnahmen zwar nicht erreicht, aber im ganzen genommen recht wesentlich 
zur Verschärfung unserer Ernährungsschwierigkeiten beigetragen. Oer wirkliche 
Schaden hat sich nie ermitteln lassen, weil zahlreiche Zölle aus Unkenntnis der Dinge 
nicht als Sabotage erkannt und deshalb nicht gemeldet wurden. 
Oer feindliche Sabotagedienst beeinflußte 
die deutsche Kriegführung erheblich, aber nicht entscheidend 
Vas 1919 von Prof. Wilhelm voegen beim Verlag Dietrich Reimer auf Grund 
amtlichen Materials herausgegebene Werk „Kriegsgefangene Völker", Band l, ent¬ 
hält auf S. 140—171 eine umfassende Darstellung der namentlich von ftanzösischen 
Kriegsgefangenen in Deutschland verübten Sabotageakte, und auch in dem vom 
parlamentarischen Untersuchungsausschuß des Reichstages 1927 veröffentlichten 
fünfbändigen Werk „Völkerrecht im Weltkrieg" hat Geheimrat Prof. Dr. Meurer in 
seinem Gutachten über die Verletzungen des Uriegsgefangenenrechts auf S. 611 ff. 
des 3. Bandes dargestellt, wie die Vergünstigungen des Brief- und Paketverkehrs mit 
der Heimat von den Gefangenen mißbraucht wurden. 
Zusammenfassend darf man wohl auf Grund der im Rahmen dieser kurzen Ab¬ 
handlung nur knapp zu haltenden Beweisführung mit Recht den Schluß ziehen, daß 
der feindliche Sabotagedienst die deutsche Kriegführung im Weltkriege zwar stark, 
in manchen Zöllen sogar verhängnisvoll, aber nicht entscheidend beeinflußt hat. 
Deutsche Tatkraft und Zähigkeit haben auch diesen Angriff abgeschlagen. 
Auch die planmäßige Zeindpropaganda war 
in ihren Auswirkungen Rriegssabotage 
Das größte Sabotageunternehmen des Zeindbundes in Gemeinschaft mit dem 
militärisch niedergeworfenen Sowjetrußland war die politische Beeinflussung des 
deutschen Volkes durch Propaganda, die Zörderung der Munitionsstreiks, sowie die
	        
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