Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Carl v. Roeöer 
»Ihr erhaltet Bücherpakete, lest den Band: les travesux des champs S. 105—107. 
Nach Studium gebt die Theorien allen, die aufs Land gehen, bekannt, damit die Arbeiter 
die Anweisungen für Saat und Ernte, wie schon angegeben, befolgen^ Empfehlt Sabotage 
in jeder Form. Ihr erhaltet in Lebensmitteln oder selbst Buchdeckeln kleine Glastuben, be¬ 
zeichnet A und B. Lest Anweisungen und gebraucht die Mittel sofort, für Menschen nicht 
gefährlich,' sprecht mit Edmund Jean, 368, 1. Nomp. Instruktionen sind als militärische 
Befehle zu betrachten. Alle Zreunde werden belohnt. Louise 302." 
Bezeichnend für den Umfang, in dem die pariser Weisungen zur Rartoffelsabotage 
befolgt wurden, sind unter vielen anderen zwei Zölle, in denen zwei mit Rartoffel- 
legen beauftragte Franzosen abgefaßt wurden, als sie bereits 10 bzw. 25 Pfund 
Saatkartoffeln mit einem Extirpateur die Augen und Reime ausgestochen hatten. 
Die vielseitige Betätigung der feindlichen Sabotage 
So war es nur natürlich, daß unter den vielen hundert amtlich gemeldeter Sabo¬ 
tagefälle die Rartoffelsabotage einen breiten Raum einnahm. Die übrigen Zölle ver¬ 
teilten sich ziemlich gleichmäßig auf Brände auf Gütern, Mühlen, Proviant¬ 
magazinen und Speichern, auf Entfernung der Reimblasen bei Rüben- 
und Rohlpflanzen, auf Verseuchung und Vergiftung von Viehbeständen 
und aus industrielle Anlagen. Daß auch hier in größerem Umfange Sabotage 
verübt worden ist, beweisen u. a. die Funde von Rotzbazillen z. B. im Lager 
Güstrow und in einigen anderen in Baden, von Pillen verschiedener Art, vor deren 
persönlichem Gebrauch durch beigefügte Anweisung gewarnt wurde, von Spreng¬ 
stoffen im Lager Blasheim und Zeitzündern im Lager Stuttgart, sowie zahlreiche 
Meldungen, die über Brandstiftungen auf dem Lande, das Unbrauchbarmachen land¬ 
wirtschaftlicher Maschinen, Pflanzensabotage, das Einmengen von Glassplittern 
und verrosteten Nägeln in das Pferde- und Rindviehfutter, die den Tod dieser 
Tiere zur Zolge hatten, sowie über Viehvergiftungen berichteten. 
hierbei zeigte sich wieder das systematische Vorgehen des feindlichen Sabotage- 
dienstes. Die vielen versuche und geglückten Attentate, durch Fremdkörper im Futter, 
durch Gift und anderweitige Rörperbeschädigungen die deutsche viehwirtschaft zu 
schädigen, richteten sich gegen die Kleischversorgung des deutschen Volkes. Ihre Aus¬ 
wirkung, insbesondere die durch Gift, auf unsere Viehbestände wird u. a. durch fol¬ 
gende Beispiele blitzartig beleuchtet: 
Vergiftung von Schweinen durch Beimengung von Grünspan in das 
Futter im April 1917 durch französische Rriegsgefangene. 
Vergiftung von Hühnern und Tauben durch Arsenik im gleichen Monat 
durch französische Gefangene. 
In den Monaten März bis Mai 1917 gingen in einem Bezirk in Lauenburg 
20 Füllen unter verdächtigen Erscheinungen ein. Die tierärztliche Untersuchung 
einiger Tiere — die meisten wurden in Unkenntnis des wahren Sachverhalts nicht 
untersucht — ergab Tod durch Vergiftung und berechtigte zu dem Schluß, daß auch 
die übrigen vergiftet worden waren, und daß wir es hier mit einer planmäßigen Ver¬ 
nichtung des Pferdenachwuchses zu tun hatten. 
Diese Beispiele zeigen auch, wie leicht gerade in der Landwirtschaft die Sabotage 
ausführbar war, denn in vielen Fällen konnten die Täter nicht gefaßt werden, ob¬ 
wohl überall äußerlich die Merkmale der ftanzösischen Sabotageanweisungen klar 
erkennbar waren.
	        
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