Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

133 
Aus dem deutschen Nachrichtendienst 
Diese wurzeln einmal in dem vermögen des sich „Einfühlen-Rönnens" in die 
Psgche desjenigen, dem die Ausführung des Agentendienstes übertragen wird, in 
Menschenkenntnis, aber ebenso in der Runst der Menschenbehandlung, in dem in¬ 
stinktiven Gefühl, wie dieser oder jener Mensch genommen werden mutz, um ihn zu 
Spitzenleistungen zu bringen, und endlich in der Phantasie, in diesem Sinne also in 
dem vermögen des sich „Einfühlen-Rönnens" in die äußeren Umstände und mög¬ 
lichen Lagen, unter denen der Agent seine Aufträge auszuführen haben wird. Viesen 
hier nur kurz umrissenen psychologischen Anforderungen kann die Zrau ebensowohl 
wie der Mann genügen. Ihrer im allgemeinen stärker als beim Mann ausgebil¬ 
deten gefühlsmäßigen Veranlagung entsprechend ist sie vielleicht diesbezüglich 
bevorzugt ausgestattet und hieraus erklärt sich die Rolle, welche auch sonst Frauen im 
Nachrichtendienst spielen. 
Wie sich der Mitarbeiterstab im Nachrichtendienst 
so interessant und vielseitig zusammensetzte 
Oer Chef des deutschen Nachrichtendienstes besaß selbst psychologisches Verständnis 
in hervorragendem Ausmaße. Das machte ihn für seine Stellung geeignet und ver¬ 
anlaßte ihn, die Unterstellen seines ausgedehnten Arbeitsgebietes nach den eben ent¬ 
wickelten Prinzipien zu besetzen. Bei den Nriegsnachrichtenstellen waren zum ge¬ 
ringsten Teil aktive Berufsoffiziere tätig, mit Ausnahme vielleicht der Stellenleiter 
als Repräsentanten der militärischen Tatkraft. Die Bearbeiter oder die Chefs der 
einzelnen Sektionen waren meist Reserveoffiziere, die sich aus den ver¬ 
schiedenartigsten Zivilberufen rekrutierten. Rein engherzig militärischer Kastengeist 
noch Berufsdünkel herrschte im militärischen Nachrichtendienst, sondern tiefstes 
Wissen um das Wesen des Nachrichtendienstes und großzügigste Auffassung seiner 
Aufgaben. Abgesehen von schärfster und peinlichster Prüfung ihrer charakterlichen 
Lauterkeit und ihrer persönlichen Verhältnisse, bevorzugte der Chef IIIB solche Per¬ 
sönlichkeiten, die dank ihres Berufes umfassende Bildung, Kenntnis des Auslandes 
und seiner Sprachen und Menschenkenntnis gewährleisteten. So war es kein Zufall 
oder etwa eine aus einem Mangel an Beständen resultierende Notwendigkeit, daß 
sich unter den Nachrichtenoffizieren Vertreter fast aller Berufe fanden, Diplomaten, 
Großkaufleute und Industrielle, Rechtsanwälte, Lhemiker, Bankiers 
neben Gutsbesitzern und Wissenschaftlern, ja sogar auch Künstler und — 
eine Frau! Und jeder konnte irgendeine besondere Note in den Nachrichtendienst 
hineinbringen, ihn mit besonderen Zähigkeiten, besonderen Lebenserfahrungen füllen. 
Erscheint es bei solcher Einstellung des deutschen Nachrichtendienstes noch verwunder¬ 
lich oder geheimnisvoll, daß auch eine Frau an verantwortungsreichem Platze mit¬ 
arbeiten durfte??! — 
Das Arbeitsgebiet der Abteilung IIIB und ihre Leitung 
Die Abteilung 1116 der Obersten Heeresleitung gliederte sich in vier große Ressorts. 
Presse, Propaganda, Nachrichtendienst und Abwehr, welche von eigenen, 
nur demEhef IIIB verantwortlichen und durch ihn vereinigten Chefs geführt wurden. 
Der Chef IIIB selbst war nur dem Ehef des Generalstabes des Feldheeres, bzw. dem 
Ersten Generalquartiermeister, persönlich verantwortlich und unterstellt.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.