Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

hinter den Kulissen123 
arbeitet hatten, lieferte er sie der deutschen Polizei aus und brachte die erforder¬ 
lichen Beweisstücke gleich mit. Lei der Aushebung des Netzes half er mit und 
richtete zugleich wieder eine neue Verbindung ein. Vas ging so lange, bis auch 
„Durcmt" von einem anderen Voppelagenten entlarvt wurde. 
Dies hatte zur Folge, daß von jetzt an ein Agent der Geheimen Feldpolizei 
die Stelle des Herrn „Durant" vertrat. Er holte die Spionageberichte im 
Zesuitenkloster in Tournai ab an Stelle des „plötzlich am Tgphus erkrankten 
Durant". Oie Geschäfte wickelten sich im Beichtstuhl ab. Nachdem der Pater 
ein paar Wochen lang gebeichtet hatte, war man im Besitz von allerhand 
niedlichen Dokumenten. Unter anderem stellte sich heraus, daß der französische 
Generalstab in der Zesuitenniederlassung zu Slugs in Holland, an der bel¬ 
gischen Grenze, eine Zahlstelle für die Rosten der Spionage hinter den 
deutschen Linien eingerichtet hatte. — Eine Hand wäscht die andere. 
* 
Der Pater Philippari war einer der wildesten Spione hinter der Westfront. 
Nur die Liebe zu seinem Vaterland Belgien hatte ihn, wie er sagt, zu seinem Tun und 
Treiben veranlaßt. Welche Blüten diese Vaterlandsliebe zu zeitigen vermochte, zeigt 
ein Brief von ihm an „Brau Berghman" in Agr-sur-Lgs, der von der Geheimen 
Feldpolizei abgefangen wurde, und in dem es unter anderem folgendermaßen hieß: 
„Ls ist eine Wollust, die Hoffnung zu nähren, eines Tages diejenigen zermalmt 
zu sehen, die uns mit so viel Grausamkeit bedrücken. — Wenn sie nur ausgerottet 
werden! — Der Friede? Ja, man wünsche ihn, aber keinen deutschen Frieden! 
Reinen Frieden von Lügnern! — ©, diese Wegelagerer! Diese Banditen! Sie werden 
behandelt werden, wie sie es verdienen, nicht wahr?Ghne Rücksicht, ohne diplomatische 
Höflichkeit! Ein ungeheurer Pressefeldzug müßte bei uns und bei den Neutralen die 
öffentliche Meinung aufreizen und von Deutschland die Achtung der elementarsten 
Rechte der Zivilisation verlangen — Repressalien für die Sklaverei und für die 
Plünderungen, deren Gpfer wir sind!" 
Der Zweck heiligt die Mittel. ^ 
Weiß man schon, wie Frankreich den deutschen „U-Boot-Rrieg" bekämpft 
und die Hungerblockade vervollständigt hat? — Nein? — 
Eines Tages „geriet" „ein Neutraler, der aus Deutschland zurückkehrte", 
ins Spionagebüro des französischen Generalstabes. Er hatte „zufällig" 
ein Heftchen deutscher Reisebrotmarken mitgebracht. 
„Geschickten" pariser Arbeitern „gelang es", „die Heftchen mit einer 
wunderbaren Genauigkeit nachzumachen." „Nicht einmal das Papiermuster 
wies eine Abweichung von den echten auf!" 
waggonweise wurden die Fälschungen auf geheimen Ranälen 
nach Deutschland geschafft und hier durch Geheimagenturen unauffällig unters 
Volk gebracht. Sogar verkauft. 
Man sagt, sie seien gut verpackt gewesen. Zn Dosen nämlich mit der Eti¬ 
kette „Nestläs Rindermehl" und als „Rondensierte Milch"*). — 
__ __ H 
l) vgl. hierzu auch den Artikel aus einer gefälschten Nummer der „Straßburger Post" bei Herr¬ 
mann, Geheimkrieg, Hamburg 1930, S. 196 f.
	        
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