Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

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Walter Nicolai 
dienstes gehören, weil es einfacher und in der harten Denkweise der Politik auch 
logisch ist, im Wege stehende Führer zu beseitigen als Millionen zu opfern, waren 
die Männer der Obersten Heeresleitung verhältnismäßig wenig bedroht, obgleich 
auch hier der Abwehrdienst zu tun hatte. Das Verfahren gegen die deutschen Führer 
war ein anderes. Der Feindbund war sich darüber klar, daß in der Obersten Heeres¬ 
leitung der Generalfeldmarschall von hindenburg die Einigkeit, der General Luden¬ 
dorff die Führung und der Kaiser die höchste Majestät des deutschen Volkes verkör¬ 
perten. Vieser Rolle entsprechend wurden sie verschieden behandelt, ver General¬ 
feldmarschall wurde in der Propaganda des Feindbundes im Ausland und in Deutsch- 
land verhältnismäßig geschont, weil man die Disziplin des deutschen Volkes brauchte. 
Propaganda des feindlichen Nachrichtendienstes 
gegen die deutsche Führung 
von seiner Seite verschwinden aber mußte General Ludendorff. Auf ihn ver¬ 
einigte sich die ganze hetzerische Propaganda, daß Deutschland an der Länge des 
Krieges schuld und einer brutalen Kriegführung schuldig sei. Beseitigt werden mußte 
der Kaiser, nicht nur, weil eine Änderung der Staatsform veutschlands Widerstands¬ 
kraft auf Jahrzehnte nach dem Kriege schwächen, sondern auch, weil der Aufstieg 
veutschlands unter den hohenzollern als Kriegsgrund die Unterlage für den Friedens¬ 
schluß bilden sollte. Schon ehe hindenburg und Ludendorfs in der Obersten Heeres¬ 
leitung waren, setzte, bald nach Kriegsausbruch vom monarchischen, Deutschland 
stammesmäßig und in den Fürstenhäusern verwandten England ausgehend, die 
antimonarchische Propaganda des feindlichen Nachrichtendienstes gegen veutschland 
ein. Sie wurde aufgegriffen von den Mächten des Umsturzes in veutschland. Auf 
Ludendorffs Entlassung folgte der Zusammenbruch der Monarchie. Mit Bismarck 
war der letzte große deutsche Staatsmann, mit Ludendorff der größte Soldat des 
Weltkrieges gegangen, vie Säulen waren zertrümmert, welche die Fundamente 
des deutschen Aufstiegs trugen. Vas deutsche Volk war führerlos, vies war das Bild, 
welches veutschland dem Nachrichtendienst des Feindbundes bot. Er hatte sein 
Ziel erreicht. Er beendete seinen Siegeszug mit dem offiziellen Eindringen in dis 
deutsche Staatshoheit. Wehrlos war veutschland ihm ausgeliefert. Alles, was vorging, 
um der ungebrochenen Kraft des deutschen Volkes neue Form zum Wiederaufstieg 
zu geben, unterlag seiner Aufsicht und seinem Einfluß. Die militärische, wirtschaftliche 
und politische Überwachung veutschlands, seine wirtschaftliche Ausbeutung und 
seine politische innere Beeinflussung waren die Ziele des Nachrichtendienstes des 
Feindbundes in der Nachkriegszeit. 
Was wir vom Zukunftskrieg nicht wissen 
Wir aber haben in der Nachkriegszeit gelernt, daß nur die Waffen unser Leben 
als Volk sichern, dem deutschen Friedenswillen Stärke verleihen, den Umsturz in 
jeder Form verhindern und die friedliche Entwicklung der Zukunft gewährleisten 
können. Wir rüsteten also nicht zum Kriege, sondern zur Erhaltung des Friedens. 
Wir wissen nicht, ob unsere wiedergewonnene Kraft ausreicht, den Krieg für 
immer zu verhindern. Noch stehen wir, wie im Weltkrieg, fast allein. Wir kennen wie
	        
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