Volltext: Was wir vom Weltkrieg nicht wissen

Einblicke in den Nachrichtendienst während des Weltkrieges111 
durchzuführen und vier Jahr lang zu behaupten. Vas deutsche Westheer stieß in 
Belgien und Nordfrankreich auf ein dichtes Netz vorbereiteter Spionage, für welches 
die auf dem Kriegsschauplatz bleibenden Beamten und zahlreiche Landeseinwohner 
beiderlei Geschlechts ausgebildet und verpflichtet waren. Diese Vorarbeit war der 
deutschen Abwehr bei Kriegsausbruch bekannt, vennoch erwuchs der an Zahl ge¬ 
ringen und vor allem der vorgebildete Kräfte entbehrenden deutschen geheimen 
Feldpolizei unter Leitung des verdienten Feldpolizeidirektors Bauer eine schwere 
Aufgabe, um mit dem schnellen Vormarsch der Truppen Schritt zu halten und das 
Kriegsgebiet von den Beauftragten des feindlichen Nachrichtendienstes zu säubern, 
vies war erst nach einigen Nlonaten erreicht. Ts gibt Leute, welche die Leistungen 
des deutschen Volksheeres herabsetzen und hämisch auch darauf Hinweisen, daß der 
feindliche Nachrichtendienst offensiv und in Verschleierung bei Kriegsbeginn Erfolge 
aufzuweisen hatte. Sie ahnen nichts von den ungeheuern Schwierigkeiten, welche 
die ihrer Denkweise nahestehenden Verhältnisse der Vorkriegszeit geschaffen hatten 
und nichts von der pflichttreuen, hingebungsvollen Arbeit der Beamten der deutschen 
Feldpolizei und des gesamten Abwehrdienstes auf den weiten Gebieten der Heimat, 
ihrer Grenzen und der überraschend schnell von den deutschen Truppen durcheilten 
Länder im Westen und Osten. Sie ahnen nicht, welche Schwierigkeiten sich ergaben, 
als rings um die Mittelmächte die feldgraue Front von der Ostsee bis zum Schwarzen 
Meer, über den Balkan bis zu den Alpen und von diesen bis an den von Englands 
Flotte beherrschten Kanal sich wie ein eiserner Vorhang senkt, nur die Schweiz als 
einzigen Ausblick in die Welt des Feindbundes freilassend. Aber auch die Schwei; war 
durch zwei Barrieren an der deutschen und an der französischen Grenze von dem zu¬ 
sammengefaßten Abwehrdienst des Feindbundes gesperrt. 
Zm Osten lagen die Dinge anders. Man hatte nicht mit Tannenberg gerechnet 
und einen organisierten Nachrichtendienst wohl in Ost- und Westpreußen, in Posen 
und Schlesien, nicht aber in Rußland und Polen vorbereitet. Der im Frieden über¬ 
mäßig aufgeblähte russische Nachrichtendienst versagte vollkommen vor den uner¬ 
warteten Verhältnissen. Lin im Sommer 1915 erbeuteter Befehl des Oberbefehls¬ 
habers General Lwert stellt seinen völligen Zusammenbruch fest. Er ist militärisch 
während des ganzen Krieges nicht mehr hochgekommen, regte sich erst wieder unter 
der demokratischen Regierung Kerenski unter französisch-englischer Leitung als anti¬ 
deutsche Propaganda unter den russischen und später als bolschewistische Propaganda 
unter den deutschen Truppen. 
vie Verhältnisse im Westen, Bevölkerung unterstützt 
den feindlichen Nachrichtendienst 
Anders dagegen im Westen, hier hatte nicht nur das Heer, sondern auch der 
Nachrichten- und Abwehrdienst nicht einen in die Revolution treibenden Staat, 
sondern die zielbewußten Urheber und Führer des Weltkrieges, England und Frank¬ 
reich, und späterhin die vereinigten Staaten von Nordamerika mit ihren ungeheueren 
Hilfsmitteln vor sich, hier kämpften sie nicht inmitten einer indifferenten oder dem 
Gegner sogar feindlich gesinnten Bevölkerung wie im Osten, sondern auf einem 
Loden, der für hingebungsvolle Teilnahme am Kampf und in fanatischem Hatz 
gegen die Deutschen in jahrelanger Friedensarbeit vorbereitet war. Nachdem die 
ersten planmäßig vorbereiteten Beziehungen des Nachrichtendienstes hinter der
	        
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