Volltext: Der Weltkrieg

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Diese Schandartikel gelangten, dank dem wütenden Aufflammen 
der öffentlichen Meinung in ganz Deutschland, nicht zur Anwen¬ 
dung. Die Abgeordneten und Abgeordnetinnen, die sie in Wei¬ 
mar bei der Abstimmung annahmen, wandelten noch viele Jahre 
lang ungestraft inmitten des von ihnen verratenen deutschen Volkes. 
Wehrlos: Artikel 160: Das ganze deutsche Heer sollte nur noch 
100 000 Mann freiwillig geworbene Reichswehr betragen. Ar¬ 
tikel 173: Die allgemeine Wehrpflicht wurde abgeschafft. Artikel 160: 
Der Große Generalstab wurde ausgelöst. Artikel 177: Jede Übung 
im Waffenhandwerk war verboten. Artikel 178: Alle Mobil¬ 
machungsmaßnahmen waren untersagt. Artikel 180: Alle Festungen 
am Rhein bis 50 Kilometer östlich landeinwärts wurden geschleift. 
Die Anlage jeder neuen Befestigung war verboten. Artikel 170: 
Desgleichen die Einfuhr von Waffen und Kriegsgerät. Artikel 171: 
Desgleichen die Herstellung von Kriegsgasen und Tanks. 
Wehrlos: Artikel 198: Deutschland durfte Luftstreitkräfte weder 
zu Wasser noch zu Lande unterhalten. Artikel 202: Alle Luftschiffe 
mit Zubehör waren dem Feind zu übergeben, ebenso zwecks Zer¬ 
störung die Lüftschisfhallen. 
Kein deutsches Feldgeschütz durfte mehr als 7,7 Zentimeter, keine 
Haubitze mehr als 10,5 Zentimeter Rohrweite haben. Alle schwere 
Artillerie war also verboten. 
Wehrlos zur See: Schon eine Woche vor Unterzeichnung des 
Friedensdiktats besaß Deutschland keine Kriegsmarine mehr. Es 
hatte jetzt gemäß den Bedingungen des Waffenstillstands seine mäch¬ 
tige Panzerflotte — die zweitgrößte der Welt, die Siegerin vom 
Skagerrak — zwecks Internierung nach England dampfen lassen. 
Die neuen Novembermänner hatten damals Eile: noch war der 
Waffenstillstand nicht eine Woche in Kraft, und schon stach die erste 
Staffel der stolzen Schiffe in See. 
„Es war ein übler, düsterer Novembertag*, schreibt der Sozialdemo- 
Sonntag krat Noske, „als ich auf der Kanalschleuse [bei Kiels stand, um der Ab- 
11 ■ fahrt der Schlachtschiffe zuzusehen. Riesigen eisernen Festungen gleich 
mittags schoben sich die Ungetüme in die Kammern. Von der Mannschaft waren 
sich viele sichtlich der tiefen nationalen Schmach, die mit dieser Fahrt 
verbunden war, nicht bewußt. Es wurde gejohlt und geulkt.* 
Aber als nun auf der Flotte, die seitdem still in der weltfernen 
Bucht von Scapa Flow an den Orkneyinseln lag — als nun die 
Bedingungen des Friedens von Versailles bekannt wurden — als 
es klar war, daß die deutsche Kriegsflotte niemals die Heimat 
wiedersehen, sondern unter die Feindmächte verteilt werden würde 
— bei dieser Erkenntnis erwachte wieder der alte deutsche See¬ 
mannsgeist! Die deutsche Panzerslotte ist in Schönheit gestorben. Ihr 
Kommandant, der Konteradmiral Ludwig von Reuter, ließ 
im Einvernehmen mit Offizieren und Matrosen alle Luken seiner 
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