Volltext: Der Weltkrieg

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Westlich Tr4lon, hart an der belgisch-französischen Grenze, durchfah¬ 
ren die Wagen mit weißer Flagge und fortwährenden Parlamentärtrom¬ 
petenstößen die Kampflinie. Die Insassen werden von französischen 
Offizieren weitergeleitet — Erzberger selbst, kennzeichnenderweise, von 
einem Prinzen von Bourbon, einem Verwandten der Kaiserin Zita von 
8. November Österreich ... In einem Sonderzug erreicht er morgens eine kreisrunde 
1918 7 Uhr Lichtung inmitten eines dichten Gehölzes, auf der schon ein zweiter 
Sonderzug steht. Am Rand ein paar villenartige Gebäude. Das ist der 
riesige Wald von Compiègne, einem 1000jährigen, erinnerungs¬ 
reichen Karolingerstädtchen, nahe dem Zusammenfluß der Aisne und 
Oise, 60 Kilometer nordöstlich Paris. 
8. November Hier empfängt Marf chaIl Foch, der Bevollmächtigte des gan- 
Smutoas zen Feindbundes, den deutschen Unterhändler. Er soll beim An¬ 
blick Matthias Erzbergers seiner Umgebung — 3 englischen 
Marineoffizieren und 2 Franzosen — aufatmend zugenickt haben: 
„Deutschland ist wirklich geschlagen!" Die übrige Entente und die 
Vereinigten Staaten waren bei den Verhandlungen überhaupt 
nicht vertreten. 
„Wir begaben uns im einfachen Reiseanzug in den gegenüberliegen¬ 
den Sonderzug", berichtet Erzberger. „In dem Salonwagen war ein 
breiter Tisch aufgestellt, mit vier Plätzen auf jeder Seite. Wir nahmen 
hinter den uns bezeichneten Plätzen Aufstellung. Kurz darauf erschien 
Marschall Foch, ein kleiner Mann mit harten, energischen Zügen, die auf 
den ersten Blick die Gewohnheit zu befehlen verrieten. Er grüßte mili¬ 
tärisch kurz und verneigte sich und fragte: „Was führt die Herren hier- 
hier? Was wünschen Sie von mir?" Ich wies darauf hin, daß wir 
gekommen seien auf Grund der letzten Rote Wilsons. Nunmehr erteilte 
Marschall Foch seinem Generalstabschef den Befehl, die Bedingungen 
des Waffenstillstandes in französischer Sprache vorzulesen." 
Knapp und eintönig klingen durch den Salonwagen die französischen 
Worte des Generals Weygand, eines Elsässers. Die Dolmetscher über¬ 
tragen sie Satz für Satz in das Deutsche und das Englische. 
„Während der Vorlesung legte der englische Admiral Sir Roßlyn 
Wemyß, der britische Erste Seelord, große Gleichgültigkeit an den Tag, 
berichtet Erzberger, „konnte aber durch sein Spielen mit Monokel und 
großer Hornbrille die innere Aufregung nicht verbergen. Marschall Foch 
saß mit steinerner Ruhe am Tisch, manchmal zupfte er energisch an sei¬ 
nem Schnurrbart." 
„Das deutsche Volk hat auf der ganzen Linie gesiegt", wird Exzel¬ 
lenz Philipp Scheidemann in Berlin am nächsten Tage ruchlos 
von der Rampe des Reichstags den revolutionstrunkenen Massen 
zurufen: „Der Militarismus ist erledigt!" 
Ja — der deutsche Militarismus ist — dank Scheidemann unb 
seinen Brüdern im Geiste erledigt. Das Ultimatum des Feind¬ 
bundes, so wie es am nächsten Tage vom Außenminister v. Hintze 
aus dem Großen Hauptquartier an das Auswärtige Amt in Berlin 
gedrahtet wird, umfaßt 18 Punkte. 
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