Volltext: Der Weltkrieg

sahne auf der russischen Botschaft m Berlin, und bei Iofse, dem 
Vertreter Moskaus, ging da Unter den Linden geschäftig alles ein 
und aus, was an deutschen U-Sozialisten und angehenden Sparta¬ 
kisten fachmännische Anleitung und rollende Rubel zur Revolution 
brauchte. 
Er führte ein Haus in großem Stil, wie jeder andere hohe Diplomat. 
Er ließ Kaviar in Zentnern aus Astrachan kommen. Er sah die Spitzen 
der zuständigen Reichsbehörden, Vertreter der Berliner Gesellschaft in den 
Botschaftsräumen zu Gast. „Herr Joffe", schreibt Helfferich, „wurde durch 
Frühstücke und Diners gefeiert." 
Es gibt in Berlin weltbekannte Vertreter der Hochfinanz, der bilden¬ 
den Kunst, der Wissenschaft, des Adels, die sich ostentativ, sozusagen Arm 
im Arm, mit Joffe und seinem Volk der Öffentlichkeit zeigen! Rückstän¬ 
dig, nach gewissen Berliner Begriffen, wer daran Anstoß nimmt! 
Das Treiben mancher Pazifisten, wie des Professors Ludwig 
Quid de, unterscheidet sich vom Verrat an der deutschen Sache wie ein geb. 1868 
faules Ei vom andern. Er steht unter Briofsperre, die sich natürlich 
mit Leichtigkeit durch Mittelsleute umgehen läßt, bleibt aber trotz der 
dumm-schädlichen von ihm verschickten Rundschreiben auf freiem Fuß. 
Ähnlich Professor Friedrich Wilhelm Foerster, ein zielbewuß- geb. 1869 
ter, offener Hochverräter am Deutschen Reich und Volk. 
Schon seit der Mitte des Krieges hetzt von der Schweiz aus der Ber- g. Mai 1910 
liner Journalist Dr. Hermann Rösemeier in der wüstesten Weise 
wider Deutschland. 
„Volk von Frankreich!" ruft er in der Pariser „Revue Hebdomadaire", 24. August 
„du hassest nicht genug! Du machst dir noch immer Illusionen über das 1918 
deutsche Volk! Du hast es mit einer Nation zu tun, die dem Teufel ver¬ 
fallen ist! Mit einer Nation, die iw Gefolge der satanischsten, infamsten, 
grausamsten und scheußlichsten Verbrecherbande einhertrottet, die die 
Welt je gesehen hat! Höre auf, in den Deutschen Menschen zu sehen!" 
Nun endlich, nachdem man jahrelang das Treiben dieses Rösemeier 
angesehen, beginnt in aller Bedächtigkeit das Reichsgericht „Material zu 
einem Landesverratsprozeß" gegen den Halunken „zu sammeln". 
Durch diese lähmende Duldung muß in dem zu Tod ermatteten 
deutschen Volk der Argwohn erzeugt werden, daß die Pazifisten am 
Ende gar nicht so unrecht haben und man das nur „oben" nicht 
wahrhaben will . . . 
Und von da ist nur noch ein Schritt zu dem von dem ganzen 
Marxismus genährten Irrwahn, daß Deutschland vom Feind jeder¬ 
zeit den Frieden haben kann und nur eine Gruppe Thronanwärter, 
Feldherren, Alldeutsche und sonstige Kriegsinteressenten und Kriegs¬ 
verlängerer den Anbruch des Goldenen Zeitalters auf Erden ver¬ 
zögert! 
Zwar, daß die Entente zu allen deutschen Friedensbemühungen 
hohngelacht hat — das können selbst die deutschen Pazifisten nicht 
ableugnen. Aber um so blendender geht diesen rosa bebrillten 
Augen die Sonne diesmal im Westen statt im Osten auf: Aus der 
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