Volltext: Der Weltkrieg

Auf seinem Flaggschiff „Friedrich der Große" befehligte der Führer 
der Schlacht, Admiral S ch e e r, die Kampfgeschwader von zusammen 
22 Dreadnoughts, llberdreadnoughts und 6 älteren Vordreadnoughts, ein 
Aufklärungsgeschwader von 5 Schlachtkreuzern, weiter 12 leichteren Kreu¬ 
zern, 99 Torpedobooten. Es waren 16 U-Boote und 10 Marineluftschiffe 
aufgeboten, ohne doch zum Kampf zu kommen. 
Die Engländer führten 28 Schlachtschiffe, 9 Schlacht- und 7 weitere 
Panzerkreuzer, ferner 24 leichte Kreuzer ins Treffen. Sie feuerten aus 
356 Schiffsgeschützen, die Deutschen nur aus 244. Großbritannien war 
also, auch nach dem Urteil seiner eigenen Seeleute, an Kampfmaterial 
um die Hälfte überlegen. 
Eine Seeschlacht: mehr noch Maschinenkampf als der Weltkrieg 
zu Lande, und doch der Mensch der Maschine durch den Mut und 
die Entschlußkraft überlegen, mit der er sie handhabt. 
Eine Seeschlacht: die Bewegung schwimmender Riesenbatterien, die 
sich womöglich gegenseitig nur eben noch fern am Horizont erkennen 
können, und sich auf 13, auf 15, auf 20 Kilometer Entfernung aus lohen¬ 
dem Mündungsfeuer hart über die Wasserfläche hin ihre Stahlmassen zu¬ 
schleudern. 
Um zu schießen, muß der graue Panzerriese eine Breitseite für die 
Fühlhörner seiner Drehtürme frei haben. Die Schiffe können also nicht 
nebeneinander fahren — sonst würden sie sich gegenseitig statt des Fein¬ 
des treffen — sondern hintereinander. So entsteht als Kampfformation 
der Gänsemarsch, die Kiellinie, in deren Mitte ungefähr das Flagg¬ 
schiff des Oberbefehlshabers dampft. Denn wollte er an der Spitze 
fahren, so wäre er plötzlich bei einer durch den Gegner notwendig gewor¬ 
denen Kehrtwendung des Geschwaders der letzte. 
Um wenden zu können, ohne mit dem Vordermann oder Hinter¬ 
mann zusammenzustoßen, fahren die Kolosse mit dem nötigen Abstand 
von etwa 700 Metern. So dehnt sich die Kiellinie der vereinten Schlacht¬ 
geschwader unabsehbar, 15 und 20 Kilometer weit, in das Grau von 
Meer und Luft. 
Ebenso macht es, wenn er sich zur Seeschlacht richtet, der Feind. Man 
denke sich 2 ungeheuerliche, ein paar deutsche Meilen lange Wasser¬ 
schlangen, die in den Fluten auf weite Entfernung feuerzüngelnd anein¬ 
ander vorbeigleiten, sich im Bogen gegeneinander krümmen, ständig mit 
ihrem Kopf den Kopf oder Schwanz der anderen Schlange zu umfassen 
suchen. Das ist der Großkampf der Dreadnoughts. 
Man denke sich vorher und weiter vorn in der Wafferwelt ein eben¬ 
solches kleineres Spiel sich feindselig und feurig begrüßender und um¬ 
kreisender Schlänglein. Das ist der erste Zusammenprall der aufklären¬ 
den mächtigen Kreuzer. 
Man denke sich endlich zwischen diesen langen, grauen Wafferschlan- 
gen ein Gewimmel von kleinen Wasserkäfern und massenhaft herumschie¬ 
ßenden schwarzen Wasserflöhen. Das sind die Leichten Kreuzer und die 
Torpedobootszerstörer. 
So entwickelt sich die Schlacht am Skagerrak. Zuerst prallen, schon 
spät am Tag, die deutschen Schlachtkreuzer mit den britischen 
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