Den Franzosen war es vorbehalten, die Giftgase, die sie schon
Frühjahr IMS bei Kriegsbeginn in ihren Granatenfüllungen hatten, als Gro߬
kampfmittel in den Weltkrieg einzuführen. Sie füllten sie in
eigene Gasgranaten, die ohne Rücksicht auf die Windrichtung ab¬
geschossen werden konnten und, in den deutschen Linien zer¬
platzend, ihre tödlichen Schwaden ausspien, nachdem schon seit
Beginn des Kriegs die mit Phosphor geladenen französischen
Brandbomben und die englischen, mit Pikrinsäure gefüllten Gra¬
naten unzweifelhaft erstickend und vergiftend gewirkt hatten.
Nun erst wurde das furchtbare „Grünkreuz", das die Lungen
zerstörte, die sofort tödliche Blausäure, das augenschädliche Brom,
das auf die oberen Luftwege wirkende „Blaukreuz", das die Haut
entzündende Senfgas Hauptkampfmittel der unglückseligen weißen
Menschheit.
Es gab im Weltkrieg etwa 800 000 Gasverletzte, darunter 79 000
Deutsche. Die Zahl der Todesfälle war verhältnismäßig günstig,
ungefähr 2 von 100. Aber die Nachwirkungen der Vergiftung ver¬
folgten die Betroffenen manchmal noch jahrelang. Viele konnten
und können sich zeitlebens nicht davon völlig erholen.
Alle Großmächte haben im Weltkrieg Giftgas hergestellt und
verwendet. Alle Völker der Erde dürfen es auch heute noch in
beliebiger Menge erzeugen. Deutschland allein sollte es nicht! Seine
Frauen und Kinder waren, laut Artikel 171 des Versailler „Frie¬
dens", wehrlos dem Tod durch Gasbomben über die Städte streu¬
ende feindliche Luftgeschwader preisgegeben. Der Bau von Kampf¬
flugzeugen, um sich dagegen zu wehren, war Deutschland im Artikel
198 verboten!
Eine andere neue Waffe — neu und doch alt! Jetzt begreift man
wieder, warum Friedrichs des Großen martialische Schnauzbärte
mit den hohen Blechmützen, die Grenadiere, die „Granatierer"
hießen. Die mit der Rechten geschleuderte, erst roh behelfsmäßige,
dann als Kugel oder Diskus geformte Handgranate wird
zur Hauptwaffe des Nahkampfes im Graben- und Trichterkrieg.
Sogar in ganzen Bündeln auf einmal mit verheerender Wirkung
geworfen. Als endgültige Kriegsform erscheint bald die Stielhand¬
granate mit abreißbarem Zeitzünder an einer Tragschlaufe,
die auf Entladung drüben beim Feind eingestellt ist.
„Es war meine Spezialität, die feindlichen Handgranaten aufzufan¬
gen", erzählt aus seinen Kriegserlebnissen in der graugrünen Uniform
und mit dem Hahnenfederhut eines Berfagliere der damalige italienische
Kriegsfreiwillige Benito Mussolini, „und noch bevor sie krepier¬
ten, wieder zurückzuschleudern. Ein gefährliches Spiel! Aber es gelang
mir immer, sie aufzufangen und wieder hinüberzuwerfen. Später
brachte ich dann den Soldaten das richtige Anzünden der Bomben bei.
Man mußte den Zünder mit der Zigarette anzünden, denn die Zünd¬
hölzer brannten nicht lange genug, und dann mußte man sie noch eine
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