Volltext: Unteilbar und untrennbar (1,1919)

Kreuzern neuerer Type 
zu entblößen, fanden 
dann im Jahre 1912 
allerdingseineSchranke 
in dem energischen Ein, 
spruche Lord Kit che-- 
n e r s, der gelegent-- 
lich einer von ihm zu 
Malta veranstalteten 
Konferenz mit Nach-- 
druck und Erfolg darauf 
hinwies, daß die mit 
einer derart verblen¬ 
deten Seepolitik ver-- 
buudene Schwächung 
des englischen Ansehens 
im Mittelmeere, bei 
den für solche Eindrücke 
leicht empfänglichen 
islamitischen Völkern, 
im Falle eines Krieges 
mit Deutschland, dsn 
Verlust Ägyptens be- 
schleunigen, oder zum 
mindesten ermöglichen 
könnte, zumal der Bei- 
stand, den die franzö- 
fische Marine England 
legt hat, so ist es nicht zu bezweifeln, daß schon das 19. Säku- zu leihen vermöchte, durch die italienische und 
lum diese Seeherrschaft zur Übermacht ausgestalten österreich--ungarische Flotte möglicherweise illusorisch 
ließ. Im Jahre 1704 wurde Gibraltar, 1797 Malta gemacht werden könnte. Diese aufsehenerregende Konferenz 
zu großartigen Stützpunkten der Engländer ausgebaut, später zu Malta hatte sofort zur Folge, daß der Stand der eng-- 
Cypern, Ägypten, Aden als militärische Küsten- lischen Mittelmeerflotte wieder wesentlich verstärkt wurde, 
etappen errichtet, um den für England so wichtigen See- und zwar sowohl bezüglich der Zahl, als auch der Kategorie 
verkehr mit Ostindien gegen alle Möglichkeiten zu der dort stationierten britischen Schiffe, ferner daß zu S 0 l u m 
sichern. Kommt doch 35 % der unentbehrlichen Getreide-- (westlich von Alexandrien) ein weiterer Flottenstützpunkt ge-- 
zufuhr Englands durch das Rote Meer, während der Baum- schaffen und auch Alexandriens Seefront nach Kräften befestigt 
Wollhandel mit Ägypten allein schon 1912 eine halbe Milliarde wurde, wobei aber England den Schutz seiner Seeverbindungen 
Kronen im Jahre betrug. im Mittelmeer auch weiterhin Frankreich überließ, bis 
In dieser Macht- und Handelspolitik Englands, die frei- die im Zuge befindlichen Neubauten an Großkampfschiffen 
lich z. B. vor wenigen Jahren bei der Besitzverteilung Nord- Frankreichs Beistand — der bei dem schlechten Zustande seiner 
afrikas — siehe Tunis und Marokko — auch manchen Miß- Flotte nur ein problematischer sein konnte — entbehrlich ge- 
erfolg zu verzeichnen gehabt hatte, trat bei Regierungsantritt macht haben würde. 
König Eduards VII. eine unerwartete Wendung ein. Ruß- Frankreich, das diesen Nachsatz kaum erfahren haben 
l a n d war um diese Zeit von I a p a n niedergeworfen wor- dürfte, war stolz und begeistert, daß England der französischen 
den, was die Freundschaft Frankreichs zu den Nachbarn Mittel meerflotte eine so wichtige Aufgabe bei der Verteidigung 
jenseits des Kanals wesentlich erstarken ließ, und dieses impul- der gemeinsamen Mittelmeerinteressen anvertraut hatte, zumal 
sive Reich mit einem Male, in rasch aufflammender Be- hiedurch erfehnterweife gegenüber der mit Neid erfolgten Er- 
geisterung für den jahrhuuderte langen Erbfeind jenseits des starkung der italienischen — und nicht minder der österreichisch- 
Ärmelkanales, zu einem Revanchebündnisse mit England ungarischen — Flotte, eine vorteilhafte Stellung erzielt werden 
heranreifen ließ. Beide Mächte vereinigten sich sodann zu konnte. 
einer gegen das Deutsche Reich gravitierenden Mächtegruppe, Italien wieder war doch seit der Erwerbung Lybiens, 
wobei Englands Flotte durch die Zusammeuziehung fast schon rein territorial betrachtet, zu einer wichtigen Zentral- 
aller verfügbaren Flottenelemente in den Heimatgewässern macht im Mittelmeere geworden, die begreiflicherweise alle 
bei gleichzeitiger wesentlicher Schwächung seines Mittelmeer- Anstalten traf, um sich den Besitzstand seiner neuesten nord- 
geschwaders, mit ersterer die Sicherung der absoluten See- afrikanischen Erwerbungen, zu welchen auch wichtige Inseln 
Herrschaft in der Nordsee und im Kanäle für beide Staaten im Ägäifchen Meere zählten, für alle Zukunftsmöglichkeiten 
übernahm, während Frankreich als Gegendienst seine Kanal- sicher zu stellen. Nach der großen Enttäuschung, die Frank- 
und Westküsten von allen entbehrlichen Schiffen entblößte und reichs Besitzergreifung von Tunis für die Italiener zur 
diese im westlichen Mittelmeer machtvoll zusammenzog, um Folge gehabt hatte, wollte man der weiteren Ausdehnung 
Englands Seezufuhr durch den Suezkanal zu sichern. Diese französischer Herrschaft und französischen Handelseinflusses im 
Bestrebungen Englands, das Mittelmeerbecken zu Gunsten Mittelmeere einen wirksamen Damm entgegensetzen, was in 
der Heimatinteressen von allen Schlachtschiffen und der Hauptsache natürlich nur durch die zielbewußte Förderung 
Der Seekrieg 1914. 
Die französische Mittelmeerflotte in der Adria.
	        
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