Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

66 Feldzug ge 
durch große Verluste schwer erschüttert, aufgebe« mußte. 
Die nächste Folge dieses Sieges war der Rückzug der Russen 
auch aus dem Abschnitt Lupküwer-- und Uzsokerpaß. Er 
wurde durch den Angriff des linken Flügels der 2. Armee 
beschleunigt, der nach langwierigen Vorarbeiten mit Sappen 
am Abend des 7. bis in die Stellungen zwischen Lupküw 
und Mola michova eingedrungen war. 
Die Vorgänge in den Karpathen schlössen eine bleibende 
Festsetzung der aus Westgalizien zurückgetriebenen Russen 
an dem sonst so günstigen Abschnitt der Wiskoka aus. Es 
kamam 6. nur zu Nachhutkämpfen beiJasko, wo Dimitriew 
mit seinem Stabe im Hotel Krakowia gewohnt hatte, und 
dann mit dem Kraftwagen eilends nach Rzeszüw entflohen 
war. In Jasko wurden zahllose persönliche Gebrauchst 
gegenstände des ehemaligen bulgarischen, jetzt russischen 
Feldherrn, Uniformen und wichtige Schriftstücke, erbeutet, 
da die Russen kaum Zeit gehabt hatten, das Wichtigste sort- 
zuschaffen. Dazu kamen massenhaft Telephone und Tele- 
grapheneinrichtungen, Kraftwagen, Flugzeuge und anderes 
Kriegsgerät, sowie eine Herde von 2800 Rindern. Auf dem 
Bahnhof standen noch zwei Züge des russischen Roten Kreuzes, 
sowie zehn Eisenbahnwagen mit Liebesgaben, die erst am 
5. Mai dort eingetroffen waren. Unweit der Stadt wurde 
auch noch General K i t sch e n ko ergriffen, der auf der Flucht 
einen Autounfall erlitten und sich dabei schwere Verletzungen 
zugezogen hatte. 
Am 7. abends wurde von der 39. Honvöddivision Krosno 
genommen und damit auch schon ein Übergang über den 
nächsten Abschnitt, den Wiskok gewonnen, von dessen westlichen 
Begleitungshöhen die Russen im Laufe des 6. vom Nord- 
flügel der Armee Mackensen, darunter die unmittelbar 
nordwestlich Krosno angreifende 12. Infanteriedivision des 
VI. Korps, geworfen wurden. Nördlich anschließend hatte das 
IX. Korps der 4. Armee nach langem, blutigem Ringen die 
im Räume um Brzostek angesammelten russischen Massen, 
Teile von sechs Infanteriedivisionen, geschlagen, Brzostek selbst 
nach erbittertem Straßenkampf genommen, das XIV. Korps 
Pilzno erkämpft. 
Der am 7. abends an und zum Teil schon über den 
oberen Wiskok vorgedrungene Teil der Armee Mackensen 
brachte den Nordflügel der Russen, der an diesem Tage noch 
an der mittleren Wiskoka und bei Dgbrowa kämpfte, sowie 
die gegen den Sanabschnitt Sanok—Lisko zurückflutenden 
Kolonnen der russischen Karpathenarmee in eine bedenkliche 
Lage. Kein Wunder, daß die russische Heeresleitung einer- 
seits alle erlangbaren Reserven zusammenraffte um dem 
weiteren Vordringen des Stoßkeiles Schranken zu setzen und 
ihn durch starke Gegenstöße an der Absendung von Truppen 
in die Flanke des Nordflügels zu hindern, andererseits daß 
die vor der z. und 2. Armee zurückweichenden russischen 
Korps die Gunst des Geländes ausnützten, um das Vor- 
dringen der Verfolger möglichst zu verzögern. 
4. Verfolgungsschlacht bei Sanok und Rzeszow. 
(8.—ix. Mai.) 
Trotz des Verlustes des Wiskoküberganges Krosno 
wollten die Russen den Abschnitt, den der genannte Fluß 
bildet, zum zähesten Widerstand ausnützen. Die Höhen 
östlich des Flusses boten starke Stellungen, die auf jenen 
zwischen Wiskok und Wiskoka eine gute Fortsetzung fanden. 
Verstärkt durch eiligst von anderen Teilen dcs Kriegs-- 
schauplatzes herbeigerufene Reserven, hoffte die russische 
n Rußland. 
Heeresleitung, dem Vordringen der Verbündeten in der 
Linie Wielopole—Besko—Nowotaniec einen undurchdring¬ 
lichen Wall entgegensetzen zu können. Zwischen Wiskoka 
und Weichsel sollte eine Gefechtsfront in der Linie Zassüw— 
Radomysl—Makec die Verbindung mit den Streitkräften 
nördlich der Weichsel, deren Südflügel von der Nida nunmehr 
allerdings ein Stück zurückgenommen werden mußte, her- 
stellen. Der linke Flügel, im Haken gegen Südwest abgebogen, 
konnte in der Linie Nowotaniec—Höhen nordöstlich des 
Uzsokerpasses gleichfalls sehr starke Stellungen finden. 
Die Verbündeten schritten, ohne sich aufhalten zu lassen, 
in Fortsetzung der bisherigen Verfolgung sofort zum Angriff. 
Er traf bei der Armee Mackensen schon am 8. auf die von 
den Russen für bleibenden Widerstand in Aussicht genommene 
Linie auf den Höhen östlich des Wiskok, während die Flügel- 
armeen zunächst den Widerstand von Nachhuten zu über- 
winden hatten, die den Hauptkräften Zeit zum Beziehen 
und zum Verstärken ihrer Stellung verschaffen sollten. 
Unter sehr heftigen Kämpfen gelang es der Armee 
Mackensen noch am 8., die Russen von den Höhen zu 
werfen. Schon wieder drohte ein Durchbruch, ehe die 
Schlacht noch im vollen Umfang entbrannt war. Die 
russische Mitte versuchte daher das Äußerste, um den 
Siegern Schritt für Schritt streitig zu machen und fand 
insbesondere am nächsten Abschnitt, hinter der bei Strzyzow 
in den Wiskok mündenden Stobnica Gelegenheit, sich zu 
zähestem Widerstand festzusetzen. 
Dem Nachdrängen der z. Armee hatten die Russen am 
8. nachmittags in den Karpathen auf dem mächtigen 
Bnkowicarücken und den Höhen südwestlich Odrzechowa 
eine zäh haltende Nachhut entgegengestellt, die sich auch gegen 
die nächtlichen Angriffe behauptete. Sie sollte den Haupt- 
kräften offenbar Zeit zur Herrichtung und Besetzung einer 
zweiten starken Stellung verschaffen, deren rechter Flügel 
sich bei Besko an den Wiskok lehnte und die in weiterer Folge 
über Odrzechowa—Bukowsko bis südlich Szczawne an die 
Oskawa reichte. Hieran schloß sich die Hauptstellung der 
vor der 2. Armee zurückgehenden Korps. Auch sie verzögerten 
den Anmarsch durch Nachhutstellungen bei Preluki, südlich 
Szczawne, um sich hier, nördlich Baligröd und hinter dem 
Sanabschnitt Terka—Dwernik festsetzen zu können. Dieser 
die Zugänge nach Sanok sperrenden Stellung entsprechend, 
hatten sich auch die vor der Gruppe S z u r m a y vom 
Uzsoker-Paß zurückgewichenen Russen auf dem Rücken 
südlich Jablonka wz. und auf dem benachbarten Ostry zu 
energischem Widerstand gerüstet. 
Am 9. Mai kam es an der ganzen Front vom Ostry bis 
Besko zu einem erbitterten'Ringen. Die Gruppe S z u r- 
map, die 2. und Z. Armee, standen hier im Kampfe, ohne 
in dem schwierigen Gelände vorerst die Oberhand gewinnen zu 
können. Die Russen suchten der Gefahr, die sich für den Flügel 
bei Besko durch das Zurückweichen ihrer galizischen Front- 
gruppe hinter die Stobnica ergab, dadurch zu begegnen, 
daß sie eine eben eingetroffene starke Reserve, drei Infanterie- 
divisionen, längs der Sanoker-Straße in der Lücke zwischen 
Besko, dem rechten Flügelstützpunkt, und dem linken Flügel 
der Stobnicafront zum Gegenstoß vorgehen ließen. Hier 
entwickelten sich heftige Kämpfe, die den Russen wenigstens 
ermöglichten, die Stobnicafront gegen die Angriffe 
Mackensens zu halten. Der erhoffte Umschwung im 
Schlachtenglück trat aber nicht ein. Am Abend war sogar 
vom X.Korps und der rechten Flügeldivision Mackensens 
der Stützpunkt Besko genommen.
	        
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