Volltext: Die Geschichte des Weltkrieges II. Band (2,1920)

Der Frühjahrsfeldjug 1915 in Galizien. 
der tapfere Feind nach 
einem furchtbaren Nah-- 
kämpf völlig vertrieben. Er 
zog sich nun zur Deckung 
von Tarnüw und der von 
dort nach Pilzno führenden 
Straße in eine neue Stel- 
luug zurück. Durch eine 
weit nach Osten ausgreifende 
Umfassung der 4. Armee 
wurden die Russen auch 
aus dieser Stellung heraus- 
manövriert und so fiel 
Tarnüw, das nach dem Be- 
fehl des Renegaten Dimi- 
triew unter allen Um- 
ständen gehalten werden 
sollte, am 6. Mai in die 
Hände der österreichisch- 
ungarischen Truppen, wäh- 
rend sich die Hauptkräfte 
der 4. Armee bereits in der 
Verfolgung gegen Pilzno 
und Dxbica befanden. 
Dieser Erfolg blieb nicht 
ohne Rückwirkung auf 
die am unteren Dunajec 
kämpfenden Truppen. Die 
Russen wichen am 4. abends 
von Otfinöw, doch blieb 
ihnen FML. von S t ö g e r-- 
Steiner, der sich dort 
schon in der Nacht zum 
2. Mai am rechten Dunajec- 
ufer festgesetzt hatte, so dicht 
auf den Fersen, daß sie sich 
bei Olesno und Dqbrowa am ?., 6. und 7. zu neuem Kampf 
stellen mußten, in den auch eine deutsche Division eingriff. 
Auch die Hauptdurchbruchsgruppe hatte mit dem Siege 
am 2. Mai den russischen Widerstand noch nicht gänzlich 
gebrochen. Immer wieder stellten sich die Feinde, zum Teil 
in bereits vorbereiteten Stellungen, zu neuem Kampf. 
Das VI. Korps traf am z. westlich Biecz auf den Feind, 
warf ihn, hatte aber am nächsten Tage Nachhutkämpfe zu 
bestehen und am 5. abermaligen Widerstand auf den Höhen 
nordöstlich Skawxcin zu überwinden, den erst ein Sturm-- 
angriff um Mitternacht zu brechen vermochte. Das X. Korps 
mußte am z. bei Bartne kämpfen und am 4. die starken 
russischen Stellungen auf der 847 Meter hohen Mqtkowa 
erstürmen. Vergeblich versuchten die Feinde den Vormarsch 
über Krempna aufzuhalten, der stürmische Angriff warf am 
5. eine Nachhutstellung nach der andern über den Haufen. 
3. Verfolgungskämpfe in den Karpathen. 
Durch dieses rasche Vordringen gegen Osten mußte 
naturgemäß die den rechten Flügel der russischen Karpathen- 
front bildende 8. Arme des Generals B r n f f i l 0 w, welche 
gegenüber unserer 3.Armee am Südhang der Duklasenke 
stand, mit in die Niederlage von Gorlice verwickelt werden. 
Trotzdem zögerte das russische Oberkommando, welches 
sich vielleicht von den in letzter Stunde durchgeführten ver- 
zweifelten Angriffen gegen den Uzfoker- und Wyszkowerpaß 
Geschichte des Weltkrieges. II. 
GdJ. Rudolf Stöger-Steiner Edler von Steinstäbten. 
noch eine Besserung der 
Lage versprochen haben mag, 
zu lange mit der Erteilung 
des Rückzugsbefehles an 
Bruffilow. Er erging 
erst in der Nacht zum 5. Mai, 
worauf der russische Feld- 
Herr sofort schleunigst seine 
ganze Front bis zum Lup- 
köwer Paß hin abbaute und 
eilig den Rückzug antrat, zu 
dessen Deckung die bei Me- 
zölaborcz stehenden Truppen 
in aussichtslosem Kampfe 
gegen das deutsche Bes- 
kidenkorps sich aufopfern 
mußten. Für große Teile 
der Armee Bruffilow 
war es aber bereits zu spät, 
denn nun setzte sich auch 
die 3. Armee des unterneh- 
muugslustigen Kroaten- 
generals v. Boroevic 
gegen den Duklapaß in Be- 
wegung, dessen Ausgänge 
bereits unter dem Feuer der 
Armee Mackensen lagen. 
Jauchzend vernahmen die 
vielgeprüften Truppen B 0- 
r 0 e v i c s, deren Kampfes- 
mut in den monatelangen 
schweren Gebirgskämpfen 
gestählt und nun durch das 
Bewußtsein siegreichen Vor- 
dringens vervielfacht war, 
den Befehl zum Vormarsch. 
Bisher hatten diese Truppen, darunter wackere Steterer und 
Ungarn, im fürchterlichsten Winterklima des Gebirges mit 
schier übermenschlicher Ausdauer einer gewaltigen feindlichen 
Übermacht standgehalten, nun brachten ihnen die schönen 
Maientage Befreiung aus den vereisten Felsen, und froh- 
gemut trieben sie den fliehenden Feind zwischen Bergen und 
Schluchten vor sich her, eine heiße, tolle, unerbittliche Jagd. 
Eine Kolonne, welche über den Duklapaß zu entwischen 
hoffte, stieß am 6. bei Dukla auf den rechten Flügel der 
Armee M ack e nse n. In den Kampf griff plötzlich am Abend 
von Süden her das X. Korps ein, das auf den Gefechts, 
lärm von seinem Marschziel Tylawa sofort aufgebrochen 
war und zeitgerecht im Verein mit der Kavallerie des 
GM. B e r n d t, die dem linken Flügel der 3. Armee voraus¬ 
eilte, auf dem Kampfplatz erschien, um die Vernichtung des 
Feindes zu besiegeln. Die gesamte Artillerie, 16 Feldgeschütze 
und ? schwere Haubitzen, fiel den Siegern in die Hände, 
die einen General, viele Offiziere und zahlreiche Leute ge- 
fangen nahmen. Die Reste des Feindes entkamen in Auf- 
lösung, indem sie sich seitwärts in die Wälder verloren. 
Die Mitte der 3.Armee, die sofort die Verfolgung des 
Feindes eingeleitet hatte, stieß an der ungarischen Grenze 
zwischen der Lnpküwer Eisenbahn und der von Süden nach 
Rymanüw führenden Straße am 7. Mai auf hartnäckigen 
Widerstand. Erst als in der Nacht die Hauptstützpunkte 
erstürmt wurden, wich der Feind zurück, der nun auch seine 
Stellungen gegenüber -dem Beskidenkorps bei Mezölaborcz, 
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